Nach knapp zwei Monaten meldeten die Behörden in der chinesischen Hauptstadt in den vergangenen Tagen erstmals wieder Dutzende neue Coronavirus-Fälle, die mit einem Lebensmittelgroßmarkt in Zusammenhange gebracht werden. Auch der Anstieg der Fallzahlen in den USA beunruhigte die Anleger.

Der Dax büßte am Montag 1,8 Prozent auf 11.739 Punkte ein, der EuroStoxx50 gab 1,9 Prozent auf 3095 Zähler nach. Der Volatilitätsindex VStoxx stieg mit 42,1 Punkten auf den höchsten Stand seit fast acht Wochen. Die zunehmende Unsicherheit ließ Anleger zu als "sicherer Hafen" geltenden Anlagen wie Staatsanleihen greifen. Im Gegenzug fiel etwa die Rendite auf 10-jährige deutsche Anleihen auf ein Drei-Wochen-Tief von minus 0,46 Prozent. "Ein zweiter Lockdown hätte katastrophale Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, manche Länder könnten sich solche Maßnahmen nicht mehr leisten", sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst vom Brokerhaus AxiTrader.

ÖLPREIS UNTER DRUCK


Die Furcht vor einer erneuten Corona-Welle setzte auch den Ölpreis unter Druck. Ein Barrel (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um ein Prozent auf 38,35 Dollar, leichtes US-Öl kostete mit 35,48 Dollar 2,2 Prozent weniger. Bereits in der vergangenen Woche waren die Ölpreise abgerutscht. Das düstere Bild wurde durch neue Wirtschaftszahlen verstärkt. So steigerte Chinas Industrie die Produktion im Mai schwächer als erwartet. "Die Erholung der Ölnachfrage ist bereits jetzt ein langwieriger Prozess, und eine neue Welle von Fällen lässt sicherlich Befürchtungen aufkommen, dass eine Erholung der Nachfrage noch länger dauern könnte als ursprünglich angenommen", sagte Warren Patterson, Leiter der ING-Rohstoffstrategie.

BP AUF VERKAUFSZETTEL


Milliardenschwere Abschreibungen wegen eines verdüsterten Ölpreis-Ausblicks veranlassten Anleger, Aktien von BP aus den Depots zu schmeißen. Anteilsscheine des Ölriesen gaben in London bis zu 6,5 Prozent nach. Wegen der Senkung des Ausblicks für die langfristigen Öl- und Gaspreise um rund 30 Prozent will BP im zweiten Quartal bis zu 17,5 Milliarden Dollar abschreiben.

Die Spitze der Dax-Verlierer führte mit einem Minus von rund vier Prozent die Lufthansa an. Auch die von der Coronakrise schwer getroffene Lufthansa-Tochter Austrian Airlines will ihre Geschäfte bis 2022 um 20 Prozent zurückstutzen.

rtr