"Öl ins Feuer haben zuletzt US-Finanzministerin Janet Yellen sowie EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel gegossen, die sich kritisch wegen steigender Inflationsrisiken geäußert haben", sagte Christian Henke, Analyst beim Brokerhaus IG. Auch die Nominierung von US-Notenbank-Chef Jerome Powell für eine zweite Amtszeit sei an den Börsen nicht unbedingt mit Applaus aufgenommen worden, da der oberste Währungshüter der Vereinigten Staaten eine Straffung der Geldpolitik angekündigt hatte.

Die befürchtete raschere Straffung der US-Geldpolitik setzte vor allem den Technologiesektor unter Druck. "Das Grundproblem ist die Tech-Schwäche, die sich aus den USA herüberbewegt", erläuterte ein Händler. Eine steigende Inflation und höhere Zinsen entwerteten die erwarteten zukünftigen Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen.

FURCHT VOR LOCKDOWN


Eine Gewinnwarnung drückte die Aktien des Chip-Zulieferers IQE an der Börse in London um rund zwanzig Prozent nach unten. Der Apple-Zulieferer warnte vor einem 40-prozentigen Ergebniseinbruch im Gesamtjahr. Grund für die heruntergeschraubte Prognose sei ein starker Rückgang der Aufträge wegen Lieferkettenproblemen.

Der Kurssturz bei IQE ziehe auch den Chipanlagenbauer Aixtron nach unten, sagte ein Börsianer. Mit einem Minus von bis zu 10,8 Prozent hielt der Titel die rote Laterne im MDax. Die Analysten von Berenberg bescheinigten Aixtron zwar eine solide Basis, aber zugleich eine abnehmende Dynamik und stutzten das Kursziel um drei Euro auf 26 Euro zurück.

Sorge bereiteten den Anlegern zudem die rasant steigenden Coronavirus-Fallzahlen. "Jetzt haben Angst und Unsicherheit wieder das Heft in der Hand, denn der Covid-Alptraum geht weiter", sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Anleger fürchteten erneute Einschränkungen oder sogar Lockdowns wie in Österreich, die die Wirtschaft belasten könnten. Die Stimmung von Top-Managern in Deutschland trübte sich im November den fünften Monat in Folge ein, wie aus dem Ifo-Geschäftsklimaindex hervorging.

ÖLPREISE STABIL


Der Ölpreis zeigte sich nach dem Anzapfen der US-Ölreserven zur Wochenmitte stabil. Anleger rechneten nicht mit nachhaltig sinkenden Ölpreisen. Die Freigabe sei ein Tropfen auf den heißen Stein, urteilten die Experten von Goldman. Das US-Präsidialamt hatte am Dienstag mitgeteilt, es würden 50 Millionen Fass Öl freigegeben. Der Schritt erfolge in Absprache über ähnliche Maßnahmen mit China, Indien, Südkorea, Japan und Großbritannien. Damit wollen die USA auch einen weiteren Preisanstieg an den Zapfsäulen verhindern.

rtr