Insgesamt blieb die Stimmung an den Börsen aber gut, und der MSCI-Weltindex steuerte auf das achte Rekordhoch in Folge zu. Da eine baldige Drosselung der Wertpapierkäufe durch die US-Notenbank (Fed) unwahrscheinlich sei, werde die Aktienrally noch mindestens bis Oktober oder November anhalten, prognostizierte Portfoliomanager Masahiko Loo vom Vermögensverwalter Alliance Bernstein.
TAPERN ODER NICHT TAPERN - DAS IST HIER DIE FRAGE
Auch bei der EZB-Sitzung am Donnerstag drehe sich alles um Signale für eine Reduzierung der Wertpapierkäufe (Tapering), sagte Andrea Cicione, Chef-Anlagestratege des Research-Hauses TS Lombard. Sollten sich die Währungshüter für eine Drosselung des Notfall-Ankaufprogramms PEPP entscheiden, würden Investoren nach Hinweisen suchen, dass im Gegenzug andere Ankaufprogramme aufgestockt werden.
Die jüngsten Konjunkturdaten wie der enttäuschende ZEW-Index, der die Stimmung der deutschen Börsenprofis widerspiegelt, machten der EZB-Führung die Entscheidung nicht einfacher, warf Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank, ein. "Die Knappheit vieler Produkte und gestiegene Agrarpreise lassen die mittelfristigen Inflationsrisiken steigen, gleichzeitig kühlt sich die Konjunktur ab."
Am Bondmarkt rechneten Anleger mit einer nachlassenden Notenbank-Nachfrage und trennten sich von europäischen Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf ein Zwei-Monats-Hoch von minus 0,321 Prozent. Die steigenden Renditen dämpften die Attraktivität von Gold, das keine Zinsen abwerfe, sagte Analyst Ole Hansen von der Saxo Bank. Das Edelmetall verbilligte sich um 0,7 Prozent auf 1811 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
SOFTBANK STÖSST ZUM "TEAM TELEKOM"
Bei den Unternehmen rückte die Deutsche Telekom ins Rampenlicht. Der Konzern tauscht mit dem japanischen Technologie-Investor Softbank eigene Aktien in Anteile von T-Mobile. Der Deal sei vorteilhaft für die Telekom, da sie die Papiere des US-Mobilfunkers mit einem deutlichen Abschlag im Vergleich zum Schlusskurs vom Montag erhalte, konstatierte Analyst Ulrich Rathe von der Investmentbank Jefferies.
Gleichzeitig verkauft der Bonner Konzern sein gemeinsam mit Tele2 gehaltenes Niederlande-Geschäft für 5,1 Milliarden Euro an Finanzinvestoren. Dies sei mehr als erwartet, kommentierte Analyst Javier Correonero vom Research-Haus Morningstar. Die Einnahmen will die Telekom unter anderem dafür nutzen, um die Beteiligung an T-Mobile auf insgesamt 48,4 Prozent zu erhöhen. Längerfristiges Ziel ist den Angaben zufolge die Mehrheit.
Die Aktien der Telekom konnten ihre anfänglichen Gewinne von bis zu drei Prozent allerdings nicht halten und notierten am frühen Nachmittag nur noch 0,5 Prozent fester bei 17,99 Euro. Tele2-Titel stiegen in Stockholm zunächst auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 136,20 Schwedischen Kronen, rutschten anschließend aber rund ein Prozent ins Minus. T-Mobile notierten im vorbörslichen US-Geschäft kaum verändert.
In Amsterdam reagierten die Papiere von KPN mit einem Kursplus von fast vier Prozent auf den Verkauf von T-Mobile NL. Anleger seien erleichtert, dass der Mobilfunker entgegen früheren Medienberichten nicht an den indischen Konzern Reliance geht, sagten Börsianer. Dieser hätte voraussichtlich den Wettbewerbsdruck erhöht. Gefragt waren auch die Aktien der Telekom-Beteiligung BT, die sich in London um 0,6 Prozent verteuerten. Der Bonner Konzern will in den kommenden Monaten über die Zukunft dieses Anteils entscheiden.
rtr