"Kontinentaleuropa ächzt unter deutlich steigenden Infektionszahlen aufgrund der rasanten Ausbreitung der britischen Virus-Mutation", sagte Weberbank-Analyst Daniel Schär. Daher müsse beim geplanten Corona-Gipfel von Bund und Ländern am Montag wieder mit einer Verschärfung der Pandemie-Beschränkungen gerechnet werden. In einigen europäischen Staaten ist dies bereits geschehen.
Trotz der schleppenden Corona-Massenimpfungen sei aber weiterhin das Licht am Ende des Tunnels sichtbar, gab Philipp Lisibach, Chef-Anlagestratege der Bank Credit Suisse zu bedenken. "Wir rechnen damit, dass viele Staaten im Sommer die Restriktionen lockern können. Das sollte den Startschuss für eine rasche wirtschaftliche Erholung liefern."
ÖLPREIS ERNEUT AUF TALFAHRT - BOND-RENDITEN STABILISIERT
Rohöl-Anleger konzentrierten sich allerdings auf die Aussichten für die kommenden Wochen. Die erneuten Pandemie-Beschränkungen dürften die Nachfrage für einige Zeit dämpfen, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Daher baute die Ölsorte Brent aus der Nordsee ihr siebenprozentiges Kursminus vom Donnerstag aus und verbilligte sich um 0,5 Prozent auf 62,95 Dollar je Barrel (159 Liter). In ihrem Sog büßte der Index für die europäischen Öl- und Gaswerte zwei Prozent ein.
An den Anleihemärkten entspannte sich die Lage dagegen. Die richtungweisenden zehnjährigen Bonds aus den USA und Deutschland rentierten bei plus 1,737 beziehungsweise minus 0,288 Prozent. In den vergangenen Wochen hatte der Rendite-Anstieg Spekulationen auf vorzeitige Zinserhöhungen geschürt und die Börsen in Unruhe versetzt. "Es geht dabei nicht um die absolute Höhe der Renditen, sondern um die Geschwindigkeit ihres Anstiegs", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Daher müsse mit weiteren Turbulenzen gerechnet werden.
TEAMVIEWER UND VW-STÄMME AUF TALFAHRT
Bei den deutschen Aktienwerten rückte am Mittag Teamviewer ins Rampenlicht. Die Spezialist für Fernwartungssoftware wird Trikot-Sponsor bei dem britischen Fußball-Erstligisten Manchester United und senkt daher seine Margenziele. Teamviewer-Aktien brachen daraufhin zeitweise um mehr als 13 Prozent ein und steuerten auf den größten Tagesverlust der Firmengeschichte zu. Die in den USA notierten Titel von Manchester United notierten kaum verändert.
Steil abwärts ging es auch für die Stammaktien von Volkswagen. Sie brachen um 13 Prozent ein, lagen damit aber im Vergleich zum vergangenen Freitag immer noch fast 25 Prozent im Plus und standen vor dem größten Wochengewinn seit fünfeinhalb Jahren. Die ehrgeizigen Elektroauto-Absatzziele des Wolfsburger Konzerns hatten die Aufmerksamkeit von US-Kleinanlegern erregt, die sich darüber in Internet-Foren austauschen. Die im Dax notierten VW-Vorzugsaktien gewannen am Freitag 1,3 Prozent und steuerten mit einem Plus von knapp 20 Prozent auf den größten Wochengewinn seit einem Jahr zu.
rtr