Am Dienstag noch hatten sie mit Kursgewinnen von jeweils etwa zehn Prozent so stark zugelegt wie zuletzt während der Turbulenzen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008. Der US-Standardwerteindex Dow Jones konnte sein Rally zur Eröffnung am Mittwoch zunächst fortsetzen und gewann 3,5 Prozent.
In den USA einigten sich Regierung und Kongress nach zähem Ringen auf ein zwei Billionen Dollar schweres Hilfsprogramm, um die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie abzufedern. Am Nachmittag sollte der Bundestag ein 750 Milliarden Euro schweres Paket auf den Weg bringen. Zuvor hatten bereits zahlreiche Notenbanken die Geldhähne voll aufgedreht. "Das ist aber nur Schadensbegrenzung", sagte Rabobank-Volkswirt Stefan Koopman. "Es wird die Wirtschaft vorerst nicht ankurbeln, weil das öffentliche Leben immer noch beschränkt ist." Selbst bei einer Erholung im zweiten Halbjahr seien Wachstumsraten wie 2018 oder 2019 außer Reichweite.
Deutsche Manager blicken ebenfalls pessimistisch in die Zukunft. Der Ifo-Index, der die Stimmung in den Chef-Etagen widerspiegelt, verbuchte den größten Einbruch seit der Wiedervereinigung und lag mit 86,1 Punkten auf dem niedrigsten Stand seit 2009. "Durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind weite Teile der Wirtschaft schockgefrostet", sagte NordLB-Chefvolkswirt Christian Lips. "Selbst bei einem günstigen Verlauf steht für das Jahr 2020 die schärfste Rezession seit dem zweiten Weltkrieg an."
ÖLPREIS FÄLLT ERNEUT - DOLLAR UNTER DRUCK
Auch am Ölmarkt hielt die Freude über das US-Konjunkturprogramm nicht lange. Hier komme schließlich noch der Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland hinzu, sagte Bjornar Tonhaugen, Chef Ölanalyst des Research-Hauses Rystad. Da diese wichtigen Förderländer den Ölhahn bis zum Anschlag aufdrehten, drohe ein massives Überangebot. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 3,2 Prozent auf 26,29 Dollar je Barrel (159 Liter).
Devisenanlegern machte das US-Hilfspaket vorerst mehr Mut. Sie zogen sich aus dem "sicheren Hafen" Dollar zurück und steckten ihr Geld in andere Währungen. Dies drückte den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, 0,6 Prozent ins Minus. Im Gegenzug verteuerte sich der Euro um 0,2 Prozent auf 1,0811 Dollar. "Wir müssen aber abwarten, wie sich die Dinge weiter entwickeln", mahnte Anlagestratege Kenneth Broux von der Bank Societe Generale.
E.ON NACH ZAHLEN IM AUFWIND - REISEWERTE GEFRAGT
Am deutschen Aktienmarkt stach E.ON mit einem Kursplus von zeitweise knapp 13 Prozent heraus. Der Versorger will trotz Corona-Krise den operativen Gewinn 2020 erneut steigern und stellte eine höhere Dividende in Aussicht. Diese Ankündigung und die soliden Zahlen seien ermutigend, sagte ein Börsianer.
Gefragt waren auch die Luftfahrt- und Touristik-Werte, die wegen der Reisebeschränkungen in den vergangenen Wochen besonders stark verloren hatten. Etliche Fluggesellschaften haben mittlerweile Staatshilfen beantragt. Der europäische Branchenindex gewann 3,2 Prozent. In den USA rückten die Papiere von Fluggesellschaften wie American Airlines, Delta und United bis zu 22 Prozent vor. Für diese legte die US-Regierung ein separates 32 Milliarden Dollar Hilfspaket auf.
rtr