"Die chinesischen Konjunkturdaten für August waren eine große Enttäuschung", sagte Commerzbank-Ökonom Hao Zhou. Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze wuchsen jeweils so schwach wie seit rund einem Jahr nicht mehr. Angesichts der regionalen Schließungen wegen neuerlicher Corona-Infektionen sei insbesondere die Inlandsnachfrage in China schwach ausgefallen, sagte der Experte. Nachdem in der Provinz Fujian nach mehreren Covid-19-Fällen neue Beschränkungen verhängt wurden, gerieten vor allem der Reisesektor sowie die Aktien von Luxusgüterherstellern unter Druck.
Hinzu kommt eine drohende schärfere Regulierung durch die chinesische Regierung, beispielsweise im Zocker-Paradies Macau mit zahlreichen Casinos und Einkaufszentren. Papiere von LVMH und Kering fielen in Paris um bis zu vier Prozent. Aktien der schwedischen Modekette H&M fielen nach enttäuschenden Umsatzzahlen um drei Prozent und standen so tief wie seit rund neun Monaten nicht mehr. "Lockdowns und Beschränkungen haben die Entwicklung insbesondere in Asien weiterhin behindert", teilte der Konzern mit.
TALFAHRT VON CHINA EVERGRANDE HÄLT AN
Für Nervosität an den Finanzmärkten sorgte die Schuldenkrise beim Immobilienkonzern Evergrande aus China. Die Ratingagentur S&P Global folgte am Mittwoch den Wettbewerbern und stufte die Bontitätsnote des Unternehmens und seiner Töchterfirmen auf die drittniedrigste Stufe "CC" herunter. Die Regierung in Peking bereitete einem Medienbericht zufolge die Banken auf Zinsausfälle bei Krediten an Evergrande vor.
Evergrande-Aktien gaben 5,4 Prozent nach und zogen die Aktien anderer Immobilienkonzerne mit herunter. Nach einem Kursrutsch von mehr als 20 Prozent wurde der Handel mit der bis Mai 2023 laufenden Anleihe von Evergrande an der Börse Shenzhen angehalten. Anleger fürchten einen Zusammenbruch des zweitgrößten Immobilienentwicklers Chinas, der unter einem Schuldenberg von mehr als 300 Milliarden Dollar ächzt.
APPLE KANN ANLEGER MIT NEUEM IPHONE NICHT VERZAUBERN
Die bei Apple sonst übliche Euphorie nach Produktneuheiten blieb an den Börsen aus. Die Aktien des Zulieferers für AirPod-Batterien Varta fielen um bis zu 4,1 Prozent auf ein Vier-Monats-Tief von 120,15 Euro. Investoren warteten vergeblich auf eine überarbeitete Version der kabellosen Kopfhörer. Apple-Aktien hatten nach der Vorstellung des neuen iPhone 13 am Dienstag rund ein Prozent nachgegeben, vorbörslich erholten sich die Titel davon leicht. "Die Upgrades waren minimal", fasste Analyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets zusammen. Man frage sich, ob der Mangel an Innovation auf die Sorgen bezüglich der Beschaffung großer Mengen neuer Chipsätze zurückzuführen sei.
Zulegen konnten hingegen Energiewerte, nachdem sich Rohöl verteuert hatte. Nach den Nachfragerückgängen wegen der Delta-Variante und erneuter Pandemiebeschränkungen sollten die fortschreitenden Impfkampagnen zu einer Erholung führen, hatte die Internationale Energieagentur (IEA) mitgeteilt. Auch Signale für überraschend stark geschrumpfte US-Lagerbestände halfen den Preisen nach oben.
rtr