Der Dax lag am Freitagnachmittag 0,2 Prozent niedriger bei 11.574 Punkten. Der EuroStoxx50 verharrte kaum verändert bei 2960 Zähler. Auf Wochensicht steuerten die Börsen dennoch auf den größten Verlust seit März hin. In Asien flüchteten die Anleger vor dem Wochenende aus Aktien. In den USA deuteten die Futures ebenfalls auf einen schwächeren Handelsauftakt hin.
"Wir haben an den Börsen gerade einen extrem starken Unsicherheits-Cocktail, gemixt aus den Zutaten Covid-19-Pandemie, US-Präsidentschaftswahl und Brexit", fasste Stratege Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners zusammen. "Und diese Unsicherheit ist Gift für die Börse." Mark Dowding, Chefinvestor bei der Vermögensverwaltung BlueBay, sprach von einem Deja-vu. "Es gibt keine Garantie, dass die jüngsten Eindämmungsmaßnahmen ausreichen werden, um die Corona-Kurve wieder abzuflachen." Im Kampf gegen die Infektionswelle wird im November das öffentliche Leben in der Bundesrepublik massiv eingeschränkt.
Das Coronavirus breitet sich in Deutschland in Rekordtempo aus. Das Robert-Koch-Institut meldete am Freitag erstmals mehr als 18.000 Neuinfektionen an einem Tag. Das dürfte nicht an der Konjunktur vorbeigehen: Das Münchner Ifo-Institut rechnet damit, dass der Lockdown insgesamt die Wirtschaft etwas mehr als zehn Milliarden Euro kostet. "Die beschlossenen Maßnahmen setzen der kräftigen Erholung vom Sommer ein apruptes Ende", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Der gesamte Konsum werde zum Jahresende nicht mehr wachsen. Im Sommer hatte die Wirtschaft noch ein Rekordplus geschafft.
Die EZB scheint indes für erneute Stützungsschritte für die von der zweiten Pandemie-Welle getroffene Konjunktur im Euro-Raum bereitzustehen. Auf der Zinssitzung am Donnerstag sei bereits über weitere Anleihenkäufe und die mehrjährigen Liquiditätsspritzen für Banken - TLTRO genannt - gesprochen worden, sagten Insider. Der Euro notierte bei 1,701 Dollar und damit nahe seines zuvor markierten Vier-Wochen-Tiefs.
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Auf Erholungskurs gingen vor allem Aktien aus dem Öl- und Gassektor. Am Ölmarkt kehrte nach dem jüngsten Ausverkauf etas Ruhe ein: Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 0,1 Prozent auf 37,66 Dollar je Fass. Auch Finanzwerte landeten bevorzugt in den Depots.
Im Luftfahrtsektor sackten Aktien von Air France-KLM um bis zu sechs Prozent auf ein Rekordtief von 2,61 Euro ab. Die französisch-niederländische Fluggesellschaft warnte nach einem Milliardenverlust im Sommerquartal vor noch schwierigeren Zeiten. Die um sich greifenden Lockdowns im Kampf gegen die Corona-Pandemie würden die Passagierzahlen noch stärker einbrechen und das Kapitalpolster schneller schmelzen lassen.
In Spanien sehen dagegen die Banken in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten einen Hoffnungsschimmer. BBVA , Sabadell und Caixabank verdienten im vergangenen Quartal mehr als erwartet und rechnen mit geringeren Belastungen durch Kreditausfälle. Die BBVA-Papiere schnellten um 3,8 Prozent nach oben. Die Caixa-Titel verloren dagegen 2,2 Prozent: Bankchef Gonzalo Gortazar sagte, das Jahr 2021 werde deutlich schwieriger werden als 2020.
rtr