"Die Hoffnung auf eine V-förmige Erholung der Wirtschaft ist zwar noch sehr groß", sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. "Sie wird allerdings von den Sorgen um die wachsenden Coronavirus-Infektionen gedämpft." Entsprechend blieb die "Antikrisen-Währung" Gold mit einem Preis von 1777 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) weiter auf Tuchfühlung mit ihrem jüngsten Acht-Jahres-Hoch.

Grundsätzlich gingen Investoren aber immer noch davon aus, dass das Schlimmste in der Virus-Krise überstanden sei. "Zudem schüren die jüngsten Konjunkturdaten die Hoffnung, dass sich die Weltwirtschaft auf einem stabilen Erholungskurs befindet", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.

In dieses Bild passte der Anstieg der deutschen Industrieproduktion. "Nach dem epochalen Absturz im März und April ist das Zahlenmaterial für den Mai eine reine Labsal - auch wenn der Zuwachs hinter den Erwartungen zurückbleibt", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank.

GLYPHOSAT-VERGLEICH AUF DER KIPPE?


Die Stimmung am deutschen Aktienmarkt trübte Bayer, nachdem ein US-Richter Zweifel an einem Teil des milliardenschweren Vergleichspakets um den umstrittenen Unkraut-Vernichter Glyphosat geäußert hatte. Der Leverkusener Agrarchemie- und Pharmakonzern teilte mit, er nehme die Bedenken ernst und werde diese bei einer vorläufigen Anhörung am 24. Juli adressieren. Bayer-Aktien brachen um bis zu sieben Prozent ein.

In London rutschten die Aktien von Whitbread zeitweise um mehr als fünf Prozent ab. Durch die Pandemie-Restriktionen brach der Quartalsumsatz der auch in Deutschland aktiven Kneipen- und Hotelkette um 79 Prozent ein. Diese Zahlen kämen zwar nicht überraschend, kommentierte Analyst Stefano Bertolini von der Investmentbank Jefferies. Allerdings seien die Markterwartungen für das Gesamtjahresergebnis immer noch zu hoch. Die Warnung vor einem überraschend deutlichen Umsatzschwund schickte Sodexho-Titel auf Talfahrt. Die Aktien des Caterers fielen in Paris um bis zu 8,3 Prozent auf 59,14 Euro.

Insgesamt standen europäische Titel aus dem Reise- und Tourismussektor unter Druck, der 1,3 Prozent abgab. Anhaltend niedrige Passagierzahlen schickten Fraport auf Talfahrt. Die Aktien des Flughafenbetreibers fielen um 3,8 Prozent. Am Airport Frankfurt lag das Passagieraufkommen den Angaben zufolge in der vergangenen Woche fast 84 Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums. Aktien der Lufthansa notierten nur wenig verändert. Nach Vereinbarung des staatlichen Rettungspakets hat die Fluglinie weitere Einsparungen beschlossen.

Tiefrote Zahlen schickten Bang & Olufsen auf Talfahrt. Die Titel des dänischen Anbieters von Luxus-Fernsehern und -Musikanlagen gaben in Kopenhagen zeitweise knapp acht Prozent nach. Das angeschlagene Unternehmen machte wegen eines Umsatz-Einbruchs um fast 30 Prozent im abgelaufenen Geschäftsjahr einen operativen Verlust von umgerechnet 47 Millionen Euro.

rtr