In dieses Bild passte der erneute Anstieg der deutschen Verbraucherpreise. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Teuerung im September bei 4,1 Prozent, so hoch wie zuletzt vor fast 30 Jahren. "So langsam aber sicher fragen sich die Anleger, wie lange das Adjektiv 'vorübergehend' dem aktuellen Inflationsgeschehen noch seriös als Eigenschaft zugeordnet werden kann", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Mit den nicht enden wollenden Lieferengpässen bei Vorprodukten und Rohstoffen muss man das Thema Preisaufschläge ernster als bislang nehmen."
SHOWDOWN UM SHUTDOWN - DOLLAR UND T-BONDS IM AUFWIND
Mit Sorgenvoller Miene blickten Börsianer außerdem nach Washington, wo der Streit um die Anhebung der US-Schuldengrenze auf einen Höhepunkt zusteuerte. Der Kongress sollte einen Übergangsetat verabschieden, um einen "Government Shutdown" zu verhindern. Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade äußerte sich optimistisch, dass nicht nur der Regierungsstillstand, sondern auch die Mitte Oktober drohende Zahlungsunfähigkeit der weltgrößten Volkswirtschaft verhindert werden könne.
Diese Hoffnung und die Aussicht auf eine baldige Straffung der US-Geldpolitik gebe der Weltleitwährung Auftrieb, führte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda aus. Zudem profitiere sie von ihrem Ruf als "sicherer Hafen" in unsicheren Zeiten. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, notierte mit 94,504 Punkten zeitweise so hoch wie zuletzt vor einem Jahr.
Die Aufwertung des Dollar schmälerte allerdings die Attraktivität von Rohstoffen wie Kupfer für Investoren außerhalb der USA. Das Industriemetall leide zudem unter Spekulationen auf eine Abschwächung der chinesischen Konjunktur wegen der dortigen Stromrationierung, sagte der unabhängige Analyst Robin Bhar. Sein Preis fiel um 1,5 Prozent auf 9019 Dollar je Tonne.
ZAHLEN VON BOOHOO BRINGEN ANLEGER ZUM HEULEN
Die Aktien von Boohoo brachen in London um zehn Prozent ein. Die Modefirma hatte vor sinkenden Margen gewarnt. "Boohoo investiert stark in die Ausweitung der Kapazitäten", sagte Analystin Sophie Lund-Yates vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. "Wenn das Umsatzwachstum dann nicht mithält, hat das ernsthafte Auswirkungen auf die Gewinne."
Diageo stellte dagegen dank eines Trends zu Premium-Produkten steigende Margen in Aussicht. Das seien beruhigende Aussagen des Anbieters von "Johnnie Walker"-Whisky, lobte Analystin Alicia Forry vom Vermögensverwalter Investec. Diageo-Papiere stiegen in London um bis zu drei Prozent auf ein Rekordhoch von 3666 Pence.
In Paris schossen die Papiere von Eutelsat 18,4 Prozent in die Höhe auf 12,25 Euro, so stark wie nie. Der Satelliten-Betreiber hat nach eigenen Angaben eine Offerte des Milliardärs Patrick Drahi über 12,10 Euro je Aktie abgelehnt. Den Experten der Bank Credit Suisse zufolge ist eine Übernahme des Unternehmens wegen der Beteiligung des französischen Staats aber unwahrscheinlich. Schließlich seien Satelliten für die Regierung von strategischer Bedeutung.
rtr