"Investoren prüfen derzeit genau, wie es um die Bereitschaft der Zentralbanken angesichts des aufkommenden Inflationsdrucks bestellt ist, weitere Anleihen zu kaufen, um sich gegen den Zinsanstieg zu stemmen", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.

Die richtungweisenden zehnjährigen US-Bonds rentierten zuletzt bei plus 1,464 Prozent, rund einen halben Prozentpunkt über dem Niveau vom Jahresanfang. Die Rendite vergleichbarer Bundesanleihen stieg im selben Zeitraum auf minus 0,309 von minus 0,599 Prozent. "Steigende Zinsen sind effektiv eine Art der geldpolitischen Straffung und das spielt dem ans Gegenteil gewöhnten Aktienmarkt derzeit überhaupt nicht in die Karten", sagte Stanzl. Im Fokus der Anleger wird in diesem Zusammenhang eine Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell auf einer Konferenz am frühen Abend (MEZ) stehen.

WIE ENTWICKELT SICH DAS ROHÖL-ANGEBOT?


Börsianer blickten zudem auf die Beratungen der Ländergruppe Opec+ zu den Ölförderquoten. Die jüngste Reuters-Meldung zu den Plänen der großen Exportländer habe Unsicherheit in den Markt gebracht, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. Insidern zufolge berät das Kartell über eine Verlängerung der aktuellen Förderbremse, weil die Erholung der Nachfrage noch auf wackligen Beinen stehe. Bislang waren Analysten davon ausgegangen, dass die Quoten um 500.000 Barrel pro Tag angehoben wurden. Uneins waren sie sich aber, ob Saudi-Arabien seine freiwilligen zusätzlichen Kürzungen von einer Million Barrel auslaufen lassen wird. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee notierte 0,2 Prozent im Plus bei 64,20 Dollar je Barrel (159 Liter).

Der Nickelpreis ging auf Talfahrt, weil am Markt Ängste vor einem Angebotsengpass schwanden. In Shanghai fiel der Terminkontrakt um sechs Prozent auf 130.510 Yuan (20.179 Dollar) je Tonne und steuerte auf den größten Tagesverlust seiner Geschichte zu. Im Sog dessen verbilligten sich auch andere Industriemetalle wie Kupfer, Zinn und Zink.

SCHAEFFLER UND PRO7 AUF TALFAHRT - GEA IM AUFWIND


Zu den Verlierern am deutschen Aktienmarkt zählte Schaeffler mit einem Abschlag von 5,5 Prozent. Die Gesamtjahresziele des Autozulieferers blieben hinter den Erwartungen zurück, kommentierte Analyst Sascha Gommel von der Investmentbank Jefferies. Rund sechseinhalb Prozent abwärts ging es für ProSiebenSat.1. Auch hier enttäusche der Ausblick, monierten die Experten der Citigroup.

Die Titel von Gea stiegen dagegen um 2,6 Prozent. Der operative Gesamtjahresgewinn des Anlagenbauers sei etwas höher ausgefallen als gedacht, stellte Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Helvea Bank fest. Der Ausblick erscheine konservativ. Er rechne für die kommenden Jahre mit kräftigen Umsatz- und Ertragssteigerungen.

Im Sog eines fallenden Bitcoin-Kurses flogen Werte aus dem Kryptowährungssektor und von Unternehmen, die sich mit der zugrundeliegenden Blockchain-Technologie befassen, aus den Depots. Die Titel der deutschen Bitcoin Group, die eine Kryptowährungsbörse betreibt, büßten rund fünf Prozent ein.

rtr