Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils etwa 1,5 Prozent auf 10.468 beziehungsweise 2849 Punkte. Auch in den USA signalisierten die Futures einen schwächeren Handelsstart.
Zwar steigt die Zahl der Menschen, die sich neu mit dem Virus infiziert, nicht mehr so stark wie noch vor wenigen Wochen, und in einigen Ländern wurden erste Lockerungen auf den Weg gebracht. So dürfen etwa in Deutschland vielerorts kleinere Geschäfte wieder aufmachen. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte aber vor einem allzu raschen Vorgehen und zeigte sich besorgt, dass dann eine Verschärfung der Krise drohe. "Die Coronakrise wird die Märkte mit ihren Auswirkungen deutlich länger beschäftigen, als mancher Teilnehmer das erwartet und erhofft hat", sagte Michael Winkler, Leiter der Anlagestrategie bei der St. Galler Kantonalbank Deutschland. "Anleger werden also zumindest in diesem Jahr Durchhaltevermögen aufbringen müssen."
ÖLPREISEINBRUCH VERUNSICHERT
Für zusätzliche Verunsicherung sorgte der drastische Einbruch des Preises für leichtes US-Öl, das sich um fast zwei Fünftel auf 11,04 Dollar verbilligte und damit so wenig kostete wie zuletzt im Dezember 1998. "Am Markt glaubt man nicht an eine baldige Stabilisierung der Nachfrage", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Der OPEC-Deal hat den Absturz der Preise nur leicht verzögert, konnte ihn aber nicht verhindern." Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade, verwies darauf, dass die Förderkapazitäten der Schieferölproduzenten in den USA unter anderem wegen des technisch aufwendigen Verfahrens nicht so schnell reduziert werden könnten: "Das Besondere hierbei ist, dass man nicht einfach einen Schalter umlegen kann."
Im Sog des erneuten Preisverfalls bei Rohöl gerieten die Aktien der Ölkonzerne unter Druck. Der europäische Branchenindex fiel um 2,6 Prozent, die Aktien von Unternehmen wie Britisch Petroleum, Eni oder Repsol verloren bis zu vier Prozent. In den USA sackten die Titel von Exxon und Chevron im vorbörslichen Handel bis zu neun Prozent ab. Die Papiere von Schieferölförderern wie Chesapeake brachen sogar um knapp 19 Prozent ein.
Gefragt war dagegen der Dollar als sicherer Hafen. Zu einem Währungskorb legte er 0,3 Prozent zu und näherte sich wieder seinem Dreijahreshoch, das er im März erreicht hatte. Am Anleihemarkt waren die US-Papiere gefragt. "Wir haben es mit einem Einbruch der wirtschaftlichen Tätigkeit zu tun, wie es noch niemand erlebt hat. Der mögliche Rückschlag für die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal wird wahrscheinlich das weit übersteigen, was wir in der Finanzkrise gesehen haben", schrieb Capital Group-Volkswirt Robert Lind.
Zugleich steigt vor den Beratungen über weitere Hilfen der Euro-Zone der Druck auf Italien. Die Rendite der zehnjährigen Anleihen stieg um 20 Basispunkte auf 1,977 Prozent. Der Risikoaufschlag zur vergleichbaren Bundesanleihe lag bei 240 Punkten. Das ist deutlich mehr als noch in der vergangenen Woche. Italiens Ministerpräsident Guiseppe Conte sprach sich in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" für Coronabonds aus, um die Folgen der Pandemie zu finanzieren. Am Freitag wird überdies die Ratingagentur Standard & Poor's die Bonitätsnote für Italien überprüfen.
FIRMEN LEIDEN UNTER VIRUS
Tiefe Spuren hinterlässt die Virus-Pandemie bei der kriselnden Elektronikhandelsholding Ceconomy. Der Mutterkonzern der Ketten Media Markt und Saturn rutschte im zweiten Quartal in die Verlustzone und setzt nun auf Hilfe der staatlichen Förderbank KfW. Ceconomy-Aktien gaben vier Prozent nach. Dagegen legten die Papiere des Elektronik-Händlers Fnac Darty, dessen größter Aktionär Ceconomy ist, vier Prozent zu. Anleger waren erleichtert, dass sich der französische Konzern ebenfalls um Staatshilfe bemüht.
Auch bei Philips griffen Anleger kräftig zu. Zwar kassierte der niederländische Medizintechnikkonzern seine Jahresziele. Die Aussicht auf eine Erholung im zweiten Halbjahr sorgte aber für Zuversicht am Markt.
rtr