"Positiv daran ist allerdings, dass die Notenbanken wohl keine Eile haben, ihre Wertpapierkäufe zeitnah zu drosseln oder gar die Zinsen anzuheben", sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.

Dax und EuroStoxx50 fielen um jeweils 0,3 Prozent auf 15.617 beziehungsweise 4099 Punkte. Im Gegenzug nahmen einige Investoren Kurs auf "sichere Häfen" wie Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel zeitweise auf ein Fünfeinhalb-Monats-Tief von minus 0,449 Prozent. Die "Antikrisen-Währung" Gold war ebenfalls gefragt und verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 1808 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

"BITCOIN-BULLEN SIND ZURÜCK"


Gleichzeitig rissen sich Investoren um Bitcoin, nachdem eine britische Zeitung berichtet hatte, der Online-Händler Amazon könnte bald Kryptowährungen als Zahlungsmittel akzeptieren. Bitcoin stieg daraufhin in der Spitze um gut 22 Prozent auf ein Sechs-Wochen-Hoch von 39.748,12 Dollar. "Die Bullen sind zurück und offenbar mit Macht", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses Avatrade. An der Börse symbolisiert der Bulle Optimismus. Die USA schienen weniger Vorbehalte gegen Kryptowährungen zu haben als noch vor einigen Jahren, fügte Aslam hinzu. Daher werde die Zulassung eines börsennotierten Bitcoin-Fonds (ETF) durch die US-Aufsichtsbehörde SEC wahrscheinlicher.

Vor diesem Hintergrund griffen Investoren auch bei Werten aus dem Kryptowährungssektor und bei Unternehmen, die sich mit der Bitcoin & Co zugrundeliegenden Blockchain-Technologie befassen, beherzt zu. Die Titel der deutschen Bitcoin Group, die eine Kryptowährungsbörse betreibt, gewannen zehn Prozent. Die die Papiere von Coinbase, Riot, Marathon und Silvergate gewannen im vorbörslichen US-Geschäft bis zu 17 Prozent. Prozentual zweistellige Kursgewinne gab es auch bei der Softwarefirma Microstrategy, die Milliarden in Bitcoin investiert hat.

ANLEGER HOFFEN AUF NEUE OFFERTE FÜR DEUTSCHE WOHNEN


Gefragt waren auch die Papiere von Deutsche Wohnen, die sich mit einem Kursplus von 1,4 Prozent an die Spitze des Dax setzten. Anleger setzten darauf, dass der Rivale Vonovia nach dem erneut gescheiterten Übernahmeversuch einen weiteren Anlauf unternehmen wird. "Es ist klar, dass dafür eine neue und höhere Offerte vorgelegt werden müsste", kommentierte Analyst Kai Klose von der Berenberg Bank. Vonovia-Aktien fielen um drei Prozent.

Noch härter traf es Prosus. Die Titel des Technologie-Investors steuerten in Amsterdam mit einem Kursminus von zeitweise gut zehn Prozent auf den größten Tagesverlust der Firmengeschichte zu. Die Regierung in Peking hat gegen den chinesischen Internet-Konzern Tencent, an dem Prosus knapp 30 Prozent hält, eine Geldstrafe wegen "unfairer Praktiken" verhängt und den Abschluss von Verträgen mit exklusiven Musikrechten für Tencent Music untersagt. Die in den USA notierten Titel des Streaming-Dienstes brachen vorbörslich um zwölf Prozent ein.

Chinesische Behörden verschärfen seit längerem ihre Gangart gegenüber Unternehmen mit Börsennotierungen im Ausland. Die Furcht vor neuen Regulierungsschritten drückten die Börsen in China und Hongkong am Montag auf den jeweils niedrigsten Stand des Jahres. Die dadurch ausgelösten Gewinnmitnahmen bei westlichen Technologiewerten seien aber nur vorübergehend, sagte Anlagestratege Sebastien Galy von der Vermögensverwaltung der Nordea Bank. Schnäppchenjäger würden bald die Gelegenheit zum Einstieg nutzen.

rtr