"Dieser Konflikt hat das Potenzial, politisch und wirtschaftlich extreme Turbulenzen auszulösen", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Entsprechend scheuten Anleger das Risiko und trennten sich von Aktien: Der Dax verlor 1,4 Prozent auf 13.200 Punkte, der EuroStoxx50 gab 0,8 Prozent auf 3765 Zähler nach. An den US-Börsen zeichneten sich am Nachmittag ebenfalls Verluste ab.
Investoren suchten nach sicheren Anlagehäfen und griffen zu Gold, Staatsanleihen und dem japanischen Yen. Außerdem fürchten Anleger eine Unterbrechung des Rohöl-Nachschubs, was zum größten Anstieg des Ölpreises seit vier Monaten führte. Marktteilnehmer machten angesichts der unsicheren Lage nach der jüngsten Kursrally nun Kasse, sagte Analyst David Madden vom Handelshaus CMC Markets. "Die nächsten Tage könnte es unstet bleiben und die Ölpreise dürften noch anziehen, aber ich sehe keine Entgleisungen an den weltweiten Aktienmärkten oder den Beginn eines großen Ausverkaufes", fügte er hinzu. Die USA wollen nach den Worten von Außenminister Mike Pompeo keinen Krieg mit dem Iran und plädieren für Deeskalation.
ÖL-FÖRDERFIRMEN IM AUFWIND
Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee stieg um bis zu 4,9 Prozent auf 69,50 Dollar je Barrel (159 Liter). Das ist der größte Anstieg seit den Angriffen auf saudiarabische Förderanlagen im September. Da die Ereignisse im Fluss seien, lasse sich schwer abschätzen, ob der Preisanstieg von Dauer sein oder ähnlich rasch zurückgehen werde wie im September, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda.
Im Windschatten der steigenden Energiepreise legten die Aktien der Ölkonzerne zu. So gewannen die Titel von BP, Shell und Total bis zu 1,6 Prozent. Unter Druck gerieten dagegen Fluggesellschaften, für die Treibstoff der Haupt-Kostenfaktor ist. Die Papiere von Lufthansa, Air France-KLM und der British Airways-Mutter IAG rutschten um bis zu 7,4 Prozent ab.
GOLD, BUNDESANLEIHEN UND FRANKEN GEFRAGT
Die Spannungen am Golf trieben einige Anleger in "sichere Häfen". So stieg der Preis der "Antikrisen-Währung" Gold um bis zu 1,5 Prozent auf ein Vier-Monats-Hoch von 1551 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Auch bei Bundesanleihen griffen Investoren zu. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen auf minus 0,280 von minus 0,221 Prozent.
Am Devisenmarkt waren die Währungen Japans und der Schweiz gefragt. Im Gegenzug fiel der Dollar um bis zu 0,6 Prozent auf ein Zwei-Monats-Tief von 107,89 Yen. Der Euro war mit 1,0822 Franken so billig wie zuletzt vor vier Monaten.
Bei Bitcoin kam es zu einem Kurssprung. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise verteuerte sich um gut sechs Prozent auf 7399,80 Dollar. "Die Aktienanleger befinden sich derzeit auf der Suche nach Anlagealternativen", erläutert Analyst Timo Emden von Emden Research. "Dazu gehören offensichtlich auch Kryptowährungen."
rtr