Auch der Ölpreis zog an. Der Dax rutschte dagegen zeitweise wieder unter die Marke bei 13.000 Punkten und notierte mit 13.049 Zählern 1,3 Prozent im Minus. Der EuroStoxx50 büßte 0,9 Prozent auf 3738 Zähler ein. In den USA signalisierten die Futures ebenfalls Kursverluste. Nach der gezielten Tötung eines iranischen Generals im Irak durch die USA droht die Islamische Republik mit Vergeltung. Auf die Verschärfung der Spannungen reagierte US-Präsident Donald Trump mit weiteren Drohungen: Die USA würden "schwere Vergeltung" üben, wenn es zu iranischen Racheakten komme, sagte Trump. Auch iranische Kulturstätten seien davor nicht sicher. "Angesichts dieser Nachrichtenlage ist der Weg für einen weiteren Anstieg der Ölpreise vorgezeichnet, auch wenn es bislang noch nicht zu Angebotsausfällen gekommen ist", sagte Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank. Mit mehr als 70 Dollar je Barrel (159 Liter) kostete Nordseeöl der Sorte Brent so viel wie seit dem Angriff auf saudiarabische Ölanlagen im September nicht mehr.
"Sollte der Irak ins Chaos stürzen, könnten bis zu vier Millionen Barrel pro Tag gefährdet sein", sagte Commerzbank-Experte Fritsch. Eine derart große Menge könnte auch von Saudi-Arabien nicht aufgefangen werden. Saurabh Lele, Rohstoffanalyst bei der US-Fondsgesellschaft Loomis Sayles, hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass es zu einer größeren Störung der Ölförderung kommt. "Wir erwarten nicht, dass die iranische Führung etwas Drastisches wie die Schließung der Straße von Hormus versuchen wird, da dies den Schauplatz des Konflikts unnötigerweise in die Nähe des Iran verlagern und die Welt gegen ihn vereinen würde." Dennoch dürften Investoren eine höhere Risikoprämie verlangen.
SAUDIARABISCHE KREDITABSICHERUNG VERTEUERT SICH
Der höhere Ölpreis lastete auf den Aktien der Fluggesellschaften, weil für sie Treibstoff der größte Kostenfaktor ist. Die Aktien von Lufthansa, Air France-KLM und der British Airways-Mutter IAG büßten bis zu fünf Prozent ein. Die Titel der Ölkonzerne BP, Shell und Total stiegen dagegen bis zu 2,3 Prozent.
Aus Furcht vor rückläufigen Öl-Einnahmen sicherten sich Anleger verstärkt gegen einen Zahlungsausfall Saudi-Arabiens ab. Die Versicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets saudiarabischer Anleihen gegen Zahlungsausfall verteuerte sich auf 64.000 Dollar, teilte der Datenanbieter Markit mit. Vor der Tötung des iranischen Generals lagen die Kosten bei 55.000 Dollar. Parallel dazu zogen sich Investoren aus Anleihen zurück. Das trieb die Rendite der jeweils bis 2049 laufenden Titel des Königreichs und des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco auf 4,035 und 3,874 Prozent.
Zugleich stieg der Preis für die "Antikrisen-Währung" Gold um bis zu zwei Prozent auf 1582,59 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und damit auf den höchsten Stand seit April 2013. In Euro kostete das Edelmetall sogar so viel wie nie zuvor. Investoren griffen auf ihrer Suche nach Alternativen aber auch beim "digitalen Gold" Bitcoin zu, sagte Nigel Green, Gründer und Chef des Anlageberaters deVere. Der Kurs der ältesten und wichtigsten Cyber-Devise stieg um bis zu 4,3 Prozent auf ein Zwei-Wochen-Hoch von 7583,80 Dollar.
rtr