US-Notenbanker wiesen den Protokollen der jüngsten Sitzung der Federal Reserve zufolge darauf hin, dass der Aufschwung am US-Arbeitsmarkt schon jetzt an Fahrt verliere und hielten zusätzliche Konjunkturstützen für nötig. Viele Investoren hätten das Risiko einer schleppenden Erholung zuletzt ausgeblendet, sagten Börsianer. "Man vergisst leicht, dass wir gerade eine der größten und schwersten wirtschaftlichen Erschütterungen erlebt haben, die es je gegeben hat", sagte Kaspar Elmgreen, Leiter der Aktienabteilung von Amundi. "Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende, ungeachtet dessen, was an den Märkten indiziert wird." Die Stimmung trübten zudem die überraschend wieder angestiegenen Anträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA.

Auch am Ölmarkt herrschte Pessimismus vor. Ein Barrel Nordseeöl der Sorte Brent (159 Liter) verbilligte sich um rund ein Prozent auf 44,91 Dollar. "Der Anstieg der Corona-Neuinfektionen im Sommer hat die Erholung gebremst, und jeder, der noch an eine V-förmige Erholung glaubt, muss umdenken", sagte Hussein Sayed, Chef-Marktstratege beim Brokerhaus FXTM. Das Ölkartell Opec mit seinen Verbündeten erklärte am Mittwoch, die Nachfrage erhole sich langsamer als gedacht, und die Gefahr einer zweiten Welle in der Corona-Pandemie steige. Die Opec rief daher ihre Mitglieder auf, ihre Öl-Förderung zu drosseln, falls sie bislang über den vereinbarten Obergrenzen gelegen habe.

Das als sicherer Anlagehafen genutzte Gold war bei den Investoren gefragt. Die Feinunze des Edelmetalls verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 1935 Dollar. "Die wichtigsten Fundamentaldaten für den Goldpreis haben sich nicht verändert", sagte Edward Meir, Analyst beim Broker ED&F Man Capital Markets. "Es gibt immer noch Stützungsmaßnahmen und es ist sehr voreilig zu sagen, dass wir uns weltweit erholen und höhere Zinsen und einen stärkeren Dollar sehen sollten; davon sind wir noch viele Monate entfernt." Auch bei Bundesanleihen griffen Investoren zu. Die Renditen auf die zehnjährigen Papiere fiel mit minus 0,50 Prozent auf den tiefsten Stand seit neun Tagen.

IMMOBILIENSEKTOR GEFRAGT


Zu den größten Verlierern am deutschen Aktienmarkt gehörten der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler mit einem Abschlag von bis zu 10,8 Prozent. Das mittelfränkische Unternehmen bereitet eine Kapitalerhöhung vor und will bis zu 200 Millionen neue Vorzugsaktien ausgeben.

Den höchsten Stand seit mehr als achtzehn Jahren markierten hingegen die Aktien von TAG Immobilien. Sie stiegen um bis zu 5,9 Prozent auf 25,20 Euro. Das Wohnungsunternehmen ist ohne größere Mietausfälle infolge der Corona-Pandemie durch das zweite Quartal gekommen und stellte eine höhere Prognose in Aussicht. "Wir sehen das Geschäftsmodell der TAG in der aktuellen Krise als widerstandsfähig an. Die Cashflows werden hoch bleiben und die Expansion nach Polen scheint weiteres Aufwärtspotenzial zu bieten", urteilte das Analysehaus Baader Helvea. Auch die Papiere der Immobilienfirmen Vonovia , Deutsche Wohnen , Aroundtown und Grand City Properties notierten fester.

rtr