Insidern zufolge könnte der erste Teil des Handelsabkommens womöglich erst 2020 abgeschlossen werden. Neuen Sand im Getriebe gibt es durch die US-Gesetze zur Unterstützung der Protestbewegung in Hongkong, die von China scharf kritisiert wurden. "Vor kurzem waren wir noch optimistisch, dass es irgendwann ein Abkommen geben wird, aber diese Nachrichten zeigen, dass es nicht gewiss ist", sagte Elwin de Groot, Chefstratege bei der Rabobank. Verglichen mit den bisherigen Indexgewinnen im vierten Quartal halte sich der Rückschlag allerdings in Grenzen, sagte Analyst Ian Williams vom Vermögensverwalter Peel Hunt. Für einen Hoffnungsschimmer sorgte ein Bericht des "Wall Street Journal", demzufolge sollen US-Unterhändler zu Verhandlungen im Handelsstreit nach Peking eingeladen worden sein. Zudem berichteten chinesischen Medien, dass die für Mitte Dezember geplanten US-Zölle auf chinesische Waren so oder so verschoben werden könnten.
An den Devisenmärkten griffen Anleger beim britischen Pfund zu. Die Devise gewann 0,3 Prozent auf 1,2960 Dollar. Labour-Chef Jeremy Corbyn will Großbritannien nach einem Wahlsieg mit gewaltigen finanziellen Anstrengungen umfassend umbauen. Die Löhne im öffentlichen Dienst sollen steigen und Infrastruktur verstaatlicht werden, wie Corbyn bei der Vorstellung des Wahlprogramms in Birmingham sagte. Corbyn hofft, mit dem Programm den Rückstand zu den Tories von Premierminister Boris Johnson etwas wettmachen zu können. Noch liegen die Konservativen in den Umfragen aber klar vorne. "Ein konservativer Sieg wäre das positivste Ergebnis für die Märkte angesichts ihrer geschäftsfreundlichen Politik und der Wahrscheinlichkeit, dass Johnsons Brexit-Deal ratifiziert würde", sagte Stratege Rupert Thompson vom Vermögensverwalter Kingswood.
THYSSEN-AKTIEN BRECHEN EIN
Zu den größten Verlierern europaweit gehörten Technologieaktien, nachdem bereits Anleger in Asien in dem Sektor Kasse gemacht hatten. Infineon gaben rund ein Prozent ab. Gefragt waren hingegen Automobilwerte, der Sektorindex schaffte es als einziger in den grünen Bereich. Größter Dax-Gewinner waren Daimler mit einem Plus von mehr als zwei Prozent.
Um fast zwölf Prozent nach unten ging es hingegen für die Aktien von ThyssenKrupp. Sie steuerten damit auf den größten Tagesverlust seit mehr als drei Jahren zu. Die neue Chefin Martina Merz bereitete die Anleger nach hohen Verlusten auf eine längere Durststrecke vor und strich die Dividende. Das Augenmerk liege nun auf der strategischen Neuausrichtung, die unter anderem den Verkauf von nicht wettbewerbsfähigem Geschäft, die Zukunft der Aufzugsparte und Sparmaßnahmen vorsehe, sagte Michael Punzet, Analyst bei der DZBank.
JUBEL ÜBER BÖRSENGANG IN FRANKREICH
Mit Kursaufschlägen von mehr als einem Fünftel wurden die Aktien des französischen Lottoanbieters Francaise des Jeux an der Börse begrüßt. Der Börsengang spült zwei Milliarden Euro in die Kassen des französischen Staats, der seinen Anteil an FDJ von 72 auf 20 Prozent reduziert. Es ist einer der größten Börsengänge in Europa in diesem Jahr.
Abgestraft wurde hingegen Johnson Matthey nach einer Gewinnwarnung. Die Aktien des weltgrößten Herstellers von Auto-Katalysatoren brachen im Londoner Leitindex um 6,8 Prozent ein.
rtr