Anleger sehen die jüngste Annäherung im Handelsstreit in Gefahr, da sich Insidern zufolge innerhalb des Weißen Hauses Widerstand gegen die geplante Rücknahme der Strafzölle im Handelsstreit mit China formiert. Eine Sprecherin des US-Präsidialamtes betonte allerdings in einem TV-Interview, sie sei "sehr, sehr optimistisch", dass das geplante Handelsabkommen mit China bald unterzeichnet werde.

US-Präsident Donald Trump sei an einem Abkommen interessiert, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. "Kein Präsident möchte mit einer abkühlenden Wirtschaft, geschweige mit einer Rezession in den Wahlkampf ziehen." Nach Einschätzung von Portfolio-Manager Mark Dowding vom Vermögensverwalter BlueBay Asset Management zeigen sowohl die USA als auch China inzwischen mehr Flexibilität. "Insgesamt betrachtet aber sehen wir keine schnelle Lösung des Handelskonflikts, selbst wenn eine erste Vereinbarung getroffen wird, denn zentrale Themen wie der Technologietransfer wären damit noch nicht geklärt."

Der Dax war in der ablaufenden Woche wegen der Hoffnung auf eine Einigung im Handelsstreit um rund 2,5 Prozent gestiegen und nähert sich allmählich seinem Allzeithoch an.


KONJUNKTURABHÄNGIGE WERTE IM MINUS - ÖL UND GOLD BILLIGER

Anleger zogen sich zum Wochenschluss aus konjunkturabhängigen Werten zurück, die in den vergangenen Tagen überdurchschnittlich zugelegt hatten. So verloren die Chip-Hersteller STMicro und Infineon sowie die Stahlkonzerne Thyssenkrupp und ArcelorMittal bis zu 2,4 Prozent.

Am Rohstoffmarkt waren die Skeptiker ebenfalls in der Überzahl. Nach dem jüngsten Preisanstieg verbilligte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 1,6 Prozent auf 61,27 Dollar je Barrel (159 Liter). Anleger ließen weiterhin die Finger von Gold. Das Edelmetall verbilligte sich um 0,8 Prozent auf 1456 Dollar je Feinunze und steuerte auf den größten Wochenverlust seit zweieinhalb Jahren zu. "Gold fällt wegen des starken Dollar - und weil sich einige Anleger zurückziehen, die Gold als sicheren Hafen gekauft hatten", sagte ABN-Amro-Analystin Georgette Boele.

ENTTÄUSCHENDE ZAHLEN BEI ALLIANZ UND CREDIT AGRICOLE

Unter Verkaufsdruck gerieten die Papiere der Allianz, obwohl der Versicherer auf ein erneutes Rekordjahr zusteuert. Der etwas besser als erwartet ausgefallene Betriebsgewinn im abgelaufenen Quartal werde durch die enttäuschende Solvenzquote überschattet, erklärte Analyst Philip Kett von der Investmentbank Jefferies. Nach Einschätzung seines Kollegen Thorsten Wenzel von der DZ Bank liegt der Grund für die schlechter als erwartet ausgefallene Schaden/Kosten-Quote unter anderem in den relativ hohen Schäden durch Naturkatastrophen. Allianz-Aktien verloren in der Spitze 2,4 Prozent.

Papiere der französischen Bank Natixis gaben um mehr als sechs Prozent nach. Zwar verdiente das Institut im Quartal mehr als erwartet, dampfte sein Budget für Übernahmen und Fusionen aber um 200 Millionen Euro ein. Papiere von Credit Agricole verloren 1,6 Prozent, nachdem das Bankhaus im Quartal in wichtigen Geschäftsbereichen hinter den Erwartungen zurückgeblieben war.

rtr