Entscheidend sei die Entwicklung des Nasdaq-Index nach seinem zehnprozentigen Einbruch der vergangenen Tage, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Wenn der Kurs von hier nicht wieder hochschnellt, bedeutet das zusätzliche Schmerzen für Technologiewerte." Der Terminkontrakt auf den Nasdaq signalisierte für Mittwoch eine Erholung des US-Technologieindex.

Sorge bereitete Börsianern die Unterbrechung der Tests eines vielversprechenden Corona-Impfstoffs von AstraZeneca. Als Grund nannte der Pharmakonzern die Erkrankung eines Studienteilnehmers. "Es ist unwahrscheinlich, dass dies der letzte Rückschlag bei Impfstoff-Tests war", sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. "Das bedeutet, dass die Hoffnung auf die Entwicklung eines Mittels bis zum Jahresende bestenfalls optimistisch ist." AstraZeneca-Aktien fielen in London um 1,5 Prozent.

REISE- UND TOURISTIKWERTE IM MINUS - QIAGEN GEFRAGT


Vor diesem Hintergrund gerieten die Reise- und Touristikwerte erneut unter die Räder. Sie leiden besonders stark unter den Pandemie-Beschränkungen. Der europäische Branchenindex rutschte um 1,4 Prozent ab. So strich Ryanair seine Fluggastziele für 2020 zusammen. Am Dienstag hatte Rivale EasyJet drastische Einschnitte beim Flugplan angekündigt. Die Aktien der beiden Billig-Flieger fielen um bis zu 4,5 Prozent.

Die Titel von Qiagen stiegen dagegen um gut zwei Prozent. Die Biotechfirma will spätestens im vierten Quartal 2020 einen tragbaren Corona-Schnelltest auf den Markt bringen, der binnen 15 Minuten ein Ergebnis liefern soll.

NAGELPROBE FÜR BREXIT-VERHANDLUNGEN


Ein weiterer Belastungsfaktor für die Stimmung war das umstrittene britische Binnenmarktgesetz, das den Brexit-Vertrag aushebeln soll. Im Text wird von den Verfassern die Unvereinbarkeit mit internationalem Recht eingeräumt. "Die Frage, wie Großbritannien Abkommen aushandeln will, während es offen internationale Verträge verspottet, beantwortet das Pfund mit Kursverlusten", schrieben die Analysten der Bank HSBC. Sie rechneten mit einem Rückgang auf 1,20 Dollar. Am Mittwoch büßte die britische Währung 0,5 Prozent auf 1,2925 Dollar ein.

Mit ihrem Verhalten erschwere die britische Regierung die Verhandlungen mit der EU über die künftigen Beziehungen, warnte AvaTrade-Experte Aslam. Selbst bei einem Abkommen müsse mit wirtschaftlichen Belastungen gerechnet werden. "Ein EU-Austritt ohne Deal wäre jedoch schlicht ein Desaster."

Ähnlich wie am Aktienmarkt fand auch der Ausverkauf beim Rohöl ein vorläufiges Ende. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um gut ein Prozent auf 40,24 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Aussichten blieben aber trüb, warnten die Analysten der Bank Morgan Stanley. "Die Erholung der Nachfrage steht auf wackligen Füßen. Lagerbestände und Reserve-Förderkapazitäten sind hoch."

rtr