Nach dem Kursrutsch der vergangenen Woche haben sich Anleger wieder mit Aktien eingedeckt. "Die Aussicht auf eine höhere Inflation am Horizont ist nicht verschwunden, aber die Angst vor höheren Lebenshaltungskosten hat nicht mehr den gleichen Einfluss wie zuvor", sagte Analyst David Madden vom Handelshaus CMC Market.
In der vergangenen Woche hatte ein Ausverkauf am Bondmarkt Investoren weltweit nervös gemacht. Auslöser war die Angst vor einer anziehenden Inflation und einer vorzeitigen Straffung der Geldpolitik. Mehrere Notenbanker aus den USA und der Euro-Zone hatten sich daraufhin zur Fortsetzung der aktuellen Anleihekäufe bekannt. "Ich habe wenig Zweifel daran, dass die Zentralbanken sich letztendlich recht stark gegen einen anhaltenden Anstieg der Renditen stemmen werden", sagte Deutsche Bank-Stratege Jim Reid. Angesichts der hohen Verschuldung könne man sich hohe Renditen schlicht nicht leisten.
Zum Wochenauftakt entspannte sich die Lage am Anleihemarkt weiter. Investoren deckten sich mit Schuldtiteln ein und drückten die Renditen der zehnjährigen Papiere aus Deutschland und den USA auf minus 0,306 beziehungsweise plus 1,429 Prozent. "Aber die Stimmung auf dem Börsenparkett bleibt angespannt", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. "Die Investoren werden genau beobachten, wie die Zentralbanken auf die Schwankungen am Anleihemarkt reagieren und ob sie schnell Alarm schlagen werden."
US-KONJUNKTURHILFEN UND CORONA-IMPFSTOFF IM BLICKPUNKT
Vorerst konzentrierten sich Investoren aber auf positive Nachrichten, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses Avatrade. Das sei zum einen die Zulassung eines weiteren Corona-Impfstoffs in den USA. Das Vakzin von Johnson & Johnson könne die Wende bringen, da der Wirkstoff nur einmal gespritzt werden müsse. Das beschleunige die Immunisierung der Bevölkerung. Zum anderen mache die Zustimmung des US-Repräsentantenhauses zum 1,9 Billionen Dollar schweren Corona-Hilfspaket Mut. Der Senat werde das Gesetz aber kaum so einfach durchwinken.
Am Rohstoffmarkt wetteten Anleger dennoch auf einen Wachstumsschub für die Weltwirtschaft, sagte Stephen Innes, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses Axicorp. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 1,3 Prozent auf 65,25 Dollar je Barrel (159 Liter) und das wichtige Industriemetall Kupfer um 0,7 Prozent auf 9143 Dollar je Tonne. Das unter anderem als Inflationsschutz genutzte Gold legte ein knappes Prozent auf 1748 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) zu. Dies verhalf den europäischen Indizes für die Öl- und Gas- sowie die Bergbau-Industrie zu Kursgewinnen von 1,3 beziehungsweise zwei Prozent.
GLOBAL FASHION GROUP UND DANONE IM AUFWIND
Am deutschen Aktienmarkt stach Global Fashion Group mit einem Kursplus von zeitweise rund 15 Prozent heraus. Der Online-Modehändler habe 2020 seine eigenen Ziele übertroffen, sagte Analyst Volker Bosse von der Baader Helvea Bank. Der Ausblick für das laufende Jahr übertreffe seine Erwartungen.
Gefragt waren auch die Papiere von Danone, die sich in Paris um bis zu 2,6 Prozent verteuerten. Der Lebensmittel-Konzern will beim chinesischen Milchprodukte-Anbieter Mengniu aussteigen und das Geld unter anderem für Aktien-Rückkäufe nutzen. Dies sei ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Konzentration auf das Kerngeschäft, kommentierte Analyst Martin Deboo von der Investmentbank Jefferies. Bis zu 8,2 Prozent kletterten die Aktien des niederländischen Brief- und Paketzustellers PostNL. Der Konzern präzisierte seine Prognose für das laufende Jahr und gab einen überraschend optimistischen mittelfristigen Ausblick.
rtr