"Inflationssorgen, steigende Renditen am US-Anleihemarkt, die dritte Infektionswelle in Europa, all dies scheint die Anleger kaum zu beeindrucken", sagte Christian Henke vom Brokerhaus IG. Für Optimismus sorge vor allem das Konjunkturprogramm von US-Präsident Joe Biden. Nach den massiven Hilfen zur Ankurbelung des Konsums in den USA plant Biden ein weiteres Billionen schweres Konjunkturprogramm für die US-Infrastruktur.

"Der Aktienmarkt wird auch weiter durch das Tempo der Impfkampagne in den USA beflügelt", betonte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Bidens Versprechen einer noch schnelleren Durchimpfung der Bevölkerung sei genau das gewesen, was die Investoren hören wollten. Für Zuversicht sorgten zudem Konjunkturdaten. Trotz des Lockdowns hat die deutsche Wirtschaft ihren Umsatz im Februar minimal gesteigert. Für die Wirtschaft der Euro-Zone erwarten Ökonomen nach einem Schrumpfen im laufenden Quartal ab dem Frühjahr eine Belebung der Konjunktur.

SCHIEFLAGE VON US-HEDGEFONDS


Für Verunsicherung sorgten allerdings drohende Verluste für einige Banken durch einen in Schieflage geratenen US-Hedgefonds. Die Schweizer Großbank Credit Suisse und die japanische Investmentbank Nomura warnten vor erheblichen Verlusten durch den Ausstieg aus Positionen bei einem US-Hedgefonds. Sie nannten zwar keinen Namen, doch Finanzkreisen zufolge handelt es sich um den US-Hedgefonds Archegos Capital. Auch die Deutsche Bank ist einem Insider zufolge betroffen, allerdings weniger stark als die Wettbewerber. In den USA deuteten die Futures auf einen schwächeren Handelsstart hin, weil mehrere Kreditinstitute unter Druck gerieten.

Im Dax führte die Deutsche Bank mit einem Kursverlust von drei Prozent die Verliererliste an. Credit-Suisse-Aktien brachen rund 15 Prozent ein, so stark wie zuletzt vor einem Jahr. "Wenn Anleger gezwungen werden, Aktien mit Verlusten zu verkaufen, kann das schnell einen gefährlichen Domino-Effekt auslösen", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Insidern zufolge musste der US-Hedgefonds Archegos nach Fehlspekulationen Positionen notverkaufen. Die jeweils rund 27-prozentigen Kurseinbrüche vom Freitag bei den TV-Sendern ViacomCBS und Discovery seien eine Folge davon, sagten Börsianer.

ÖLPREIS STEIGT


Der zunächst nachgebende Ölpreis zog im Handelsverlauf wieder an. Auch wenn das riesige Containerschiff, das den ägyptischen Suezkanal seit fast einer Woche blockiert, teilweise wieder flottgemacht wurde, blieb die Sorge, dass es noch Wochen dauern könnte, bis der Betrieb in einer der weltweit wichtigsten Handelsrouten wieder normal läuft. "Ölverladungen sowie ein Teil der Ölnachfrage könnten betroffen sein, da die Hersteller möglicherweise die Produktion schließen oder pausieren müssen, während sie darauf warten, dass die verzögerte Ware in den Werken ankommt", sagte Louise Dickson, Analystin bei Rystad Energy. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um rund ein Prozent auf 65,22 Dollar je Barrel (159 Liter).

Dem Schifffahrtsdienstleister Inch Cape Shipping Services zufolge wurde das im Kanal havarierte Containerschiff "Ever Given" freigelegt. Es soll nun in eine Warteposition gezogen werden, um die Verbindung zwischen Mittelmeer und Rotem Meer für den Verkehr wieder frei zu machen.

Unterdessen nahm Bitcoin Anlauf zum Sprung über die Marke von 60.000 Dollar. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise verteuert sich um fast acht Prozent auf 58.200 Dollar. Die wachsende Beliebtheit bei Pensionsfonds und anderen institutionellen Anlegern gebe der Kryptowährung Auftrieb, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Der Sprung über die psychologisch wichtige 60.000er Marke könnte die Initialzündung für einen Lauf in Richtung 100.000 Dollar liefern.

rtr