"Das Jahr 2019 wurde dominiert vom Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie dem Brexit", sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. "Zumindest kurzfristig scheint an diesen Fronten Ruhe eingekehrt zu sein." Vor diesem Hintergrund hielt Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader ein Dax-Rekordhoch vor dem Jahreswechsel für möglich. "Die Wahrscheinlichkeit aber ist nicht mehr so hoch wie noch zu Wochenbeginn, als der Markt fulminant in diese Richtung aufbrach."

US-Finanzminister Steven Mnuchin zufolge soll das Handelsabkommen mit China Anfang Januar unterzeichnet werden. "Es bleibt zu hoffen, dass keiner der Beteiligten bis dahin noch einmal seine Meinung ändert", sagte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.

BREXIT-DEAL VOR VERABSCHIEDUNG

Unterdessen brachte der britische Premierminister Boris Johnson seinen Brexit-Deal erneut ins Unterhaus ein. "Mit seiner neuen und deutlichen Mehrheit kann sich Johnson heute ganz entspannt die Zustimmung des Parlaments abholen", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

Das Pfund Sterling konnte sich dennoch kaum von seinen jüngsten Kursverlusten erholen und kostete 1,3031 Dollar. Hier verhindere Johnsons Plan, eine Verlängerung der Frist zur Einigung auf eine Freihandelszone mit der EU per Gesetz auszuschließen, größere Käufe, sagte Deutsche Bank-Experte Stephan. "Den Abschluss eines Abkommens bis Ende 2020 halte ich für so gut wie ausgeschlossen."

GEWINNMITNAHMEN DRÜCKEN DEUTSCHE BANK

Am deutschen Aktienmarkt nutzten Anleger die jüngste Kursrally bei der Deutschen Bank für Gewinnmitnahmen. Die Papiere waren mit einem Minus von 1,4 Prozent Schlusslicht im Dax. In den vorangegangenen zweieinhalb Wochen hatten sie allerdings fast elf Prozent zugelegt - gut fünf Mal so stark wie der deutsche Leitindex.

Auch bei Just Eat machten Investoren Kasse. Die Titel des Essenslieferdienstes verloren in London 1,9 Prozent auf 796,4 Pence. Das Management empfahl die Annahme des Übernahmeangebots der "Lieferando"-Mutter Takeaway und zeigte dem zweiten Interessenten Prosus die kalte Schulter. Takeaway will die Just-Eat-Aktionäre zu 57,5 Prozent an der fusionierten Firma beteiligen, was einer Bewertung von 916 Pence je Aktie entspricht. Takeaway-Papiere büßten in Amsterdam 2,5 Prozent und Prosus-Titel legten 0,8 Prozent zu.

Die Aktien von Shell büßten wegen milliardenschwerer Abschreibungen ein Prozent ein. Außerdem senkte der britisch-niederländische Ölkonzern seine Absatzprognosen und rechnet erstmals seit 2014 mit einem Rückgang. Angesichts des Aufstiegs erneuerbarer Energien stelle sich die Frage, ob sich das Management angemessen auf veränderten Rahmenbedingungen eingestellt sei, sagte ein Börsianer.

rtr