An der Wall Street zogen die US-Futures ebenfalls an. Der mit dem Coronavirus infizierte US-Präsident könnte noch am Montag ins Weiße Haus zurückkehren, wie der Sender Fox News unter Berufung auf Trumps Stabschefs berichtete. Trumps Zustand habe sich über Nacht weiter verbessert.

"Dies schürt nun Optimismus über eine Einigung im Streit über ein weiteres Hilfspaket zur Bekämpfung der Pandemie", sagte Christian Henke, Analyst beim Brokerhaus IG. Für Zuversicht sorgten auch Äußerungen von Trump selbst und der Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, vom Wochenende, in denen sie von Fortschritten bei den Gesprächen über die Konjunkturhilfen sprachen. Etwas gedämpft wurde der Optimismus allerdings durch eine drohende Tagungspause, die der Mehrheitsführer im Senat, der Republikaner Mitch McConnell, bis zum 19. Oktober ankündigte.

Am Wochenende habe Trump beide Seiten aufgefordert, zu einer Einigung zu kommen, sagte David Madden, Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. "Es ist klar, dass der US-Präsident in den Wochen vor der Wahl noch positive Nachrichten vermelden will."

UNSICHERHEIT BLEIBT


Dennoch blieb bei Investoren ein Rest Unsicherheit. "Es bleiben viele Fragen offen, einschließlich der Anwendung des Steroid-Medikaments ... das normalerweise nur schwerkranken Menschen vorbehalten ist", sagte Chris Bailey, Stratege beim Finanzdienstleister Raymond James. Mehrere Händler hatten sich besorgt darüber gezeigt, dass Trump nach Angaben von Ärzten zusätzlich Sauerstoff und Steroide erhalten hatte.

Die Corona-Erkrankung Trumps dominierte auch den Devisenmarkt. Der Dollar gab zu einem Währungskorb 0,3 Prozent nach. Der Euro stieg im Gegenzug auf 1,1761 Dollar. Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte bei der Commerzbank sagte mit Blick auf die Behandlung Trumps im Krankenhaus und die Folgen für den Wahlkampf: "Man weiß nicht, ob das größte Risiko der US-Wahl - ein langer politischer und juristischer Kampf um den Wahlausgang - damit geringer oder größer geworden ist."

Der Preis für ein Barrel (159 Liter) leichtes US-Öl stieg um 4,2 Prozent auf 38,62 Dollar, Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich um 3,8 Prozent auf 40,77 Dollar. Dabei spielte auch ein Streik der Ölarbeiter in Norwegen eine Rolle, durch den vier Öl- und Gasfelder des Konzerns Equinor lahmgelegt wurden. Die norwegische Öl- und Gasbranche geht davon aus, dass dadurch bis zu 330.000 Barrel Öl pro Tag weniger gefördert werden könnten.

BÖRSE LEGT VORSCHLÄGE ZU DAX-REFORM VOR


Für Gesprächsstoff sorgte zudem die Deutsche Börse, die als Reaktion auf den Wirecard-Skandal ihre Vorschläge zu neuen Regeln für den Dax vorlegte. Dabei geht es unter anderem um eine Vergrößerung des Dax auf 40 Mitglieder, auch sollen nur noch nachweislich profitable Firmen in die erste Liga aufsteigen. Die Bedeutung des Börsenumsatzes als Kriterium für eine Index-Mitgliedschaft solle zudem sinken. "Im Grunde genommen geht es in die richtige Richtung", sagte Uwe Streich, Indexexperte bei der LBBW. "Hohe Börsenumsätze sind nicht wirklich ein Qualitätskriterium."

Bei den Einzelwerten stach der Düngemittelhersteller K&S mit einem Kursplus von knapp einem Fünftel heraus. Das Unternehmen ist beim Verkauf des Salzgeschäfts in Nordamerika auf der Zielgeraden, der Kaufpreis soll 3,2 Milliarden Dollar betragen.

In London brachen die Aktien des Kinobetreibers Cineworld zeitweise um rund 40 Prozent ein. Der weltweit zweitgrößte Kinobetreiber schließt wegen der Corona-Pandemie vorübergehend alle seine Häuser in Großbritannien und den USA, das kostet etwa 45.000 Mitarbeiter den Job. Unklar ist, wann Cineworld die Kinos wieder öffnet.

rtr