Den Optimismus nährten erste Erkenntnisse, dass die neu entdeckte Omikron-Variante des Coronavirus ungefährlicher als die aktuell dominierende Delta-Variante sei, sagte Analystin Danni Hewson vom Brokerhaus AJ Bell. Daher werde der Ausverkauf der vergangenen Tage als überzogen angesehen. "Gute Nachrichten rund um Omikron sollten aber mit Vorsicht genossen werden", warnten die Experten der ING Bank. Die höheren Ansteckungsraten könnten den Vorteil der geringeren Gefährlichkeit zunichtemachen.
CHINA LOCKERT GELDPOLITIK - ROHSTOFFPREISE STEIGEN
Ein weiterer Stimmungsaufheller war die Lockerung der chinesischen Geldpolitik. Durch die Senkung der Quoten für die Pflichteinlagen der Geschäftsbanken bei der People's Bank of China (PBoC) stünden Netto zwar nur 40 Milliarden Dollar zusätzlich für Kredite bereit, rechnete Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, vor. "Doch im Zusammenspiel mit der Subventionierung grüner Investitionskredite sowie Erleichterungen bei der Vergabe von Immobilienkrediten deutet sich ein zunehmend wachstumsstabilisierender Fokus der Geldpolitik ab."
In der Hoffnung auf einen Wachstumsschub in China deckten sich Investoren unter anderem mit Kupfer ein, dessen weltgrößter Abnehmer die Volksrepublik ist. Das Industriemetall verteuerte sich um 1,3 Prozent auf 9626 Dollar je Tonne. Dies verhalf dem europäischen Index für die Bergbaubranche zu einem Plus von 3,8 Prozent.
Rohöl-Anleger setzten ebenfalls auf moderate wirtschaftliche Belastungen durch Omikron, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Außerdem sei wegen der stockenden Atomgespräche des Westens mit dem Iran nicht mit einer raschen Rückkehr iranischen Erdöls auf den Weltmarkt zu rechnen. Die Sorte Brent aus der Nordsee gewann 2,6 Prozent auf 74,99 Dollar je Barrel (159 Liter).
INTELS BÖRSENPLÄNE FÜR TOCHTER BEFLÜGELN CHIPWERTE
Am Aktienmarkt gehörten die Technologiewerte zu den Favoriten. Der europäische Branchenindex steuerte mit einem Plus von zeitweise 4,3 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit eineinhalb Jahren zu. Zusätzlichen Rückenwind erhielt der Sektor von Intels Plan, die Tochter Mobileye an die Börse zu bringen. Einem Insider zufolge könnte der Anbieter von Fahrassistenz-Systemem mit mehr als 50 Milliarden Dollar bewertet werden. Mit diesem Schritt könne sich Intel stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren, kommentierte Analyst Abhinav Davuluri vom Research-Haus Morningstar. Die Papiere des Chip-Herstellers stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um acht Prozent.
Gefragt waren außerdem die Titel von Volkswagen, die sich um 1,3 Prozent verteuerten. Anleger seien erleichtert, dass der Machtkampf bei den Autobauer beigelegt wurde, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Einem Insider zufolge behält Firmenchef Herbert Diess zwar seinen Posten, muss aber Macht abgeben.
In London legten die Papiere von Ashtead zeitweise knapp fünf Prozent zu und stellten mit 6498 Pence ihr Rekordhoch vom November ein. Der Maschinenvermieter hob nach einem 18-prozentigen Anstieg des Halbjahresumsatzes auf umgerechnet 2,4 Milliarden Euro seine Ziele für das Geschäftsjahr 2021/2022 an. Das Unternehmen profitiere von seiner starken Präsenz in den USA und dem dortigen Aufschwung, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.
rtr