Auch bei Rohöl nutzten Investoren die Gelegenheit zum Wiedereinstieg. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 1,6 Prozent auf 70,44 Dollar je Barrel (159 Liter). Die aktuelle Kursausschläge sei ein Zeichen dafür, dass es keine klare Tendenz gebe, sagte Anlagestratege Kay Van-Petersen von der Saxo Bank.

Drohende Rückschläge für die wirtschaftliche Erholung durch das Wiederaufflammen der Pandemie bereiteten Börsianern aber weiter Kopfzerbrechen. Man dürfe die Risiken dennoch nicht überbewerten, warnte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Viele spekulativ orientierte Anleger hätten die Furcht vor der Delta-Variante des Coronavirus genutzt, um die Kurse zu drücken und sich anschließend solide Werte günstiger wieder zu sichern.

Auch Anlagestratege Jan von Gerich von der Nordea Bank bezeichnete den mehr als zweiprozentigen Kursrutsch der internationalen Aktienbörsen vom Montag als überzogen. "Die Märkte haben die Tendenz, so zu reagieren." Allerdings müsse man noch abwarten, um zu beurteilen, ob die Gefahr weiterer Rücksetzer gebannt sei.

DOLLAR BLEIBT GEFRAGT - BITCOIN IM AUFWIND


Die Weltweitwährung blieb als "sicherer Hafen" gefragt. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg notierte mit 93,194 Punkten zeitweise so hoch wie zuletzt vor gut dreieinhalb Monaten. Investoren vertrauten auf die Stärke der US-Wirtschaft und setzten darauf, dass die Notenbank die Geldpolitik eher früher als später straffe, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades.

Auch bei den Kryptowährungen nutzten Schnäppchenjäger die Gunst der Stunde und hievten den Bitcoin-Kurs auf fast 32.000 Dollar. Sie sollten sich allerdings nicht in Sicherheit wiegen, warnte Analyst Timo Emden von Emden Research. "Die Abwärtsrisiken, bestehend aus Regulierungssorgen und der fragilen Stimmung an den Aktienmärkten, könnten Investoren einen Strich durch die Rechnung machen."

PROGNOSE-ANHEBUNG REICHT SAP-ANLEGERN NICHT


Am Aktienmarkt reagierten Investoren enttäuscht auf die erneut hochgeschraubten Gesamtjahresziele von SAP. Die Titel des Softwarehauses rutschten um 3,7 Prozent ab. Einige Börsianer monierten, die Anhebung sei gering. Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets kritisierte, das Wachstum des zukunftsträchtigen Cloud-Geschäfts bleibe hinter dem des Rivalen Oracle zurück.

Die Warnung vor anhaltenden Produktionsausfällen wegen des weltweiten Computerchip-Mangels drückte Daimler-Papiere 0,5 Prozent ins Minus. Vor diesem Hintergrund ließen sich die starken Ergebnisse des ersten Halbjahres wohl nicht für die kommenden Monate fortschreiben, kommentierte Analyst Frank Schwope von der NordLB.

Die Lieferengpässe bei Halbleitern füllt indes ASML die Auftragsbücher. Der Chipindustrie-Ausrüster hob seine Gesamtjahresziele erneut an. Die neuen Prognosen lägen über den Erwartungen und signalisierten positive Aussichten für die gesamte Halbleiter-Branche, schrieb Analyst Janardan Menon von der Investmentbank Liberum. ASML-Titel gewannen in Amsterdam drei Prozent und der europäische Index für den Sektor 1,2 Prozent.

Überraschend starke Quartalsergebnisse und ein optimistischerer Ausblick bescherten Next mit einem Kursplus von zeitweise knapp elf Prozent den größten Kurssprung seit mehr als einem Jahr. Der Modehändler erhole sich rasch von der Pandemie und habe starke Wachstumsaussichten, kommentierte Analyst Ben Hunt vom Vermögensverwalter Investec.

rtr