Drohende Rücksetzer beim wirtschaftlichen Aufschwung, eine nahende Straffung der Geldpolitik durch die großen Notenbanken und die wieder aufflackernde Coronavirus-Pandemie hielten sie aber von größeren Käufen ab, schrieben die Analysten des Research-Hauses BCA. Der Dax stieg am Mittwoch um ein Prozent auf 15.659 Punkte und der EuroStoxx50 um 0,5 Prozent auf 4072 Zähler.
Genährt wurden die Konjunktursorgen vom überraschenden Rückgang der deutschen Industrieproduktion. "Zwar ist der gesamtwirtschaftliche Aufschwung aufgrund von Nachholeffekten im Dienstleistungssektor bei weitem nicht gefährdet", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Aber Ökonomen, die mit einer allzu optimistischen Wachstumsprognose ins Jahr zogen, werden den Rotstift ansetzen müssen."
Unabhängig davon warteten Börsianer gespannt auf die Veröffentlichung der Protokolle der jüngsten geldpolitischen Beratungen der US-Notenbank. "Für die Anleger sind vor allem die Diskussionen um die Straffung der Geldpolitik von Bedeutung", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. "Herrscht hier noch Zurückhaltung, könnte dies den Aktienmärkten die nötige Stabilität verleihen, um unbeschadet über den umsatzschwachen Sommer zu kommen."
Der Anleihemarkt blickte den Fed-Protokollen entspannt entgegen. Die Renditen der richtungweisenden zehnjährigen Bonds aus den USA und Deutschland gingen auf plus 1,336 beziehungsweise minus 0,290 Prozent zurück.
RÄTSELRATEN ÜBER AUSWIRKUNG DER GEPLANTEN OPEC+-GESPRÄCHE
Investoren zerbrachen sich allerdings den Kopf, wie es nach den geplatzten Verhandlungen der großen Exportstaaten über die künftige Förderpolitik mit dem Ölpreis weitergehen wird. Sollte die "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören, an ihren bisherigen Quoten festhalten, müsse mit einer Verschärfung des Angebotsengpasses und steigenden Preisen gerechnet werden, warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Die Vereinbarung könnte aber auch komplett aufgegeben werden. Dann würde jeder Staat so viel Öl auf den Markt werfen, wie er möchte. Nach dem Preisrutsch vom Dienstag verteuerte sich die Sorte Brent aus der Nordsee um 1,7 Prozent auf 75,83 Dollar je Barrel (159 Liter).
Parallel dazu zog der Preis für Kupfer um zwei Prozent auf 9497 Dollar je Tonne an. Durch die Energiewende und den Trend zur Elektromobilität wachse der Bedarf an dem für Stromkabel benötigten Industriemetall, sagte Analyst Nitesh Shah vom Fondsanbieter WisdomTree. "Es steigt aber nicht nur die Nachfrage, es fehlt auch am Angebot."
MÖGLICHER AUSSTIEG VON GROSSAKTIONÄR DRÜCKT HOCHTIEF
Am deutschen Aktienmarkt sorgte Hochtief mit einem Kursrutsch von fünf Prozent für Aufsehen. Die Aktien des Baukonzerns waren mit 62,12 Euro zeitweise so billig wie zuletzt vor rund acht Monaten. Insidern zufolge denkt Großaktionär Atlantia über einen Ausstieg nach. Dessen Titel lagen in Mailand 0,4 Prozent im Plus.
Gefragt waren auch die Papiere britischer Personal-Vermittler. PageGroup und Robert Walters konnten ihre Gewinne dank einer Erholung des Geschäfts überraschend kräftig steigern. Auf Basis der vorgelegten Zahlen könne mit einem Anstieg der Markterwartungen für die Gesamtjahresgewinne gerechnet werden, kommentierte Analyst Kean Marden von der Investmentbank Jefferies. Im Fall von PageGroup halte er ein Plus von 25 bis 30 Prozent für möglich. Page-Titel stiegen um 2,3 Prozent auf 589 Pence. Die Papiere von Robert Walter gewannen in der Spitze knapp zehn Prozent und waren mit 796 Pence so teuer wie zuletzt vor drei Jahren.
rtr