"Die Wirtschaft hat sich besser entwickelt als erwartet", sagte Rabobank-Volkswirt Stefan Koopman. "Das spiegelt sich in den Bilanzen wider." Außerdem habe sich ein erheblicher Konsumstau aufgebaut, der nach Überwindung der Coronavirus-Pandemie eine kraftvolle Erholung der Konjunktur verspreche.
Gleichzeitig bereiteten sich Börsianer darauf vor, jedes Wort von US-Notenbankchef Jerome Powell bei dessen Auftritt am Abend (MESZ) auf die Goldwaage zu legen. "Am stärksten wird darauf geachtet, ob die Fed irgendwelche Aussagen zu einer Drosselung der Wertpapier-Ankäufe macht", sagte Portfoliomanager Jim Caron von der Investmentbank Morgan Stanley. "So lange das nicht erwähnt wird, ist alles gut." Wegen der explodierenden Corona-Fallzahlen in einigen Staaten wie Indien wäre das sogenannte Tapering ohnehin verfrüht.
BOND-RENDITEN STEIGEN WIEDER - GOLDPREIS UNTER DRUCK
Vollständig ausblenden konnten Investoren die Sorge vor einer ansteigenden Inflation und einer vorzeitigen Straffung der US-Geldpolitik allerdings nicht. Daher trennten sie sich von ertragsschwachen Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel aus den USA und Deutschland auf plus 1,634 beziehungsweise minus 0,221 Prozent.
Gold verbilligte sich um 0,6 Prozent auf 1765 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Grundsätzlich blieben die Aussichten wegen der anhaltenden Flut billigen Geldes aber positiv, sagte Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst des Brokerhauses Activtrades. Das Edelmetall wird von Investoren oft als Inflationsschutz genutzt.
KUPFER-ANLEGER PESSIMISTISCH - ÖL-INVESTOREN OPTIMISTISCH
Unterdessen veranlasste die verschärfte Pandemielage in Indien einige Kupfer-Anleger zu Gewinnmitnahmen. Das Industriemetall verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 9825 Dollar je Tonne. "Die Lage in Indien scheint sich zu verschlechtern, wodurch der Welthandel und die Erholung der globalen Wirtschaft beeinträchtigt werden", sagte ein Börsianer.
Am Rohölmarkt mache dagegen das Festhalten der Ländergruppe Opec+ an ihrer bisherigen Förderpolitik Mut, sagte Analystin Margaret Yang vom Brokerhaus DailyFX. "Das Exportkartell beurteilt die Nachfrage-Entwicklung dank der Erholung in den USA und China weiter zuversichtlich." Das dämpfe Sorgen vor möglichen Rückgängen in wichtigen Abnehmer-Ländern wie Indien. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee gewann 0,6 Prozent auf 66,85 Dollar je Barrel (159 Liter).
DEUTSCHE BANK UND LLOYDS GLÄNZEN MIT ZAHLEN
Am Aktienmarkt bescherte der beste Jahresstart seit 2014 der Deutschen Bank den größten Kurssprung seit einem Jahr. Die Titel stiegen um knapp elf Prozent auf ein Drei-Jahres-Hoch von 11,27 Euro. "Mit den hohen Einnahmen aus dem Investmentbanking gewinnt die Deutsche Bank Zeit, ausfallende Kredite abzufedern und in einer Phase noch sehr lange tiefer Zinsen schneller wieder aus der pandemiebedingten Delle herauszukommen", sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets.
Der britische Konkurrent Lloyds legte ebenfalls Geschäftszahlen über Markterwartungen vor. Sämtliche Bereiche hätten positiv überrascht, kommentierte Analyst Joseph Dickerson von der Investmentbank Jefferies. Außerdem lägen die angehobenen Gesamtjahresziele über den Marktprognosen. Lloyds-Titel rückten in London gut drei Prozent vor.
rtr