"Die Kurse wurden vor allem durch 'heißes Geld' in die Höhe getrieben und so ist die Korrektur durchaus als gesund anzusehen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Die Wiederaufnahme der Rekordjagd an der Wall Street dürfte nur eine Frage der Zeit sein." Seine Kollegen von der Investmentbank Jefferies warnten allerdings, dass der Rücksetzer seine Talsohle noch nicht durchschritten habe.
Ein Wermutstropfen war der überraschend geringe Anstieg der deutschen Industrieproduktion. Die Erholung werde sich in den kommenden Monaten zwar fortsetzen, sagte Analyst Jack Allen-Reynolds vom Research-Haus Capital Economics. "Die Phase einer raschen Aufholjagd scheint aber vorüber."
BREXIT-VERHANDLUNGEN IN SCHWIERIGEN FAHRWASSER
Mit wachsender Sorge blickten Börsianer zudem auf die nächste Runde der Brexit-Verhandlungen. Der britische Premierminister Boris Johnson forderte eine Einigung bis zum 15. Oktober, sonst werde es einen harten Bruch mit der EU geben. Medienberichten zufolge plant die britische Regierung sogar Teile des Scheidungsvertrags mit der EU außer Kraft setzen, die unter anderem die Nordirland-Regelungen betreffen. Offenbar wolle die Regierung beweisen, dass sie einen ungeordneten Brexit durchaus als Option betrachte, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Vor diesem Hintergrund büßte das Pfund Sterling jeweils etwa ein Prozent auf 1,3152 Dollar und 1,1126 Euro ein.
Abwärts ging es auch für den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,6 Prozent auf 41,98 Dollar je Barrel (159 Liter). Zuvor hatte der staatliche saudiarabische Ölkonzern Aramco die Preise für asiatische Kunden gesenkt. Außerdem verringerte der weltgrößte Abnehmer China seine Einfuhren. "Dies wird als Zeichen einer Nachfrageschwäche interpretiert", sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. "Auch anderswo scheint die Nachfrageschwäche anzuhalten."
PRIMARK-AUSBLICK GIBT MUTTER AB FOODS AUFTRIEB
Bei den Aktienwerten gehörte AB Foods mit einem Kursplus von zeitweise mehr als sechs Prozent zu den Favoriten. Der britische Lebensmittel-Konzern stellte für seine Modetochter Primark ein operatives Ergebnis mindesten am oberen Ende der angepeilten Spanne von umgerechnet 335 bis 391 Millionen Euro in Aussicht. Dies schaffe die Basis für eine starke Erholung im Geschäftsjahr 2020/2021, schrieb Analyst James Grzinic von der Investmentbank Jefferies.
Gefragt waren auch die Automobilwerte, deren Branchenindex gut zwei Prozent zulegte. Die Experten der US-Bank JPMorgan rechnen für den Sektor mit einer anziehenden Nachfrage und Produktion. Bei den Autobauern sei BMW ihr Favorit, bei den Zulieferern unter anderem Hella. Außerdem stuften sie die Titel von Continental auf "Neutral" von "Underweight" hoch. Die Aktien dieser drei Firmen gewannen bis zu 3,3 Prozent.
rtr