Einige ungelöste Probleme verhinderten aber einen echten Stimmungsumschwung, sagte Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda. "Die Zentralbanken signalisieren eine Drosselung der Konjunkturstimuli und Zinserhöhungen zu einer Zeit, da die Inflation hoch ist und sich das Wachstum verlangsamt." Die Erholung der Wirtschaft von den Folgen der Coronavirus-Pandemie sei noch lange nicht abgeschlossen.
USA STEUERN AUF "GOVERNMENT SHUTDOWN" ZU
Daneben verfolgen Börsianer aufmerksam den Streit um die Anhebung der US-Schuldenobergrenze. Ohne Einigung droht ab Freitag ein "Government Shutdown", die Schließung zahlreicher Behörden. US-Finanzministerin Janet Yellen zufolge könnten die USA ab dem 18. Oktober zahlungsunfähig werden. Dies würde die Börsen nach Einschätzung von Experten weltweit ins Chaos stürzen.
Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg dennoch auf ein Elf-Monats-Hoch von 93,99 Punkten. Dies sei ein Zeichen der Zuversicht, dass sich die Beteiligten wie üblich in letzter Minute doch noch zusammenrauften, sagte Marshall Gittler, Chef-Analyst des Brokerhauses BDSwiss.
Ein weiterer Risikofaktor ist die Schuldenkrise von China Evergrande. Insidern zufolge ließ der Immobilienkonzern zum zweiten Mal binnen einer Woche die Frist für eine millionenschwere Zinszahlung für einen Dollar-Bond kommentarlos verstreichen. Das chinesische Unternehmen wollte sich zu diesem Thema zunächst nicht äußern.
PREISE FÜR ÖL UND KUPFER UNTER DRUCK
Unterdessen machten am Rohölmarkt weitere Anleger Kasse und drückten den Preis für die Sorte Brent aus der Nordsee 0,7 Prozent ins Minus auf 78,51 Dollar je Barrel (159 Liter). "Zudem wächst die Sorge, dass die Stromrationierung in China die dortige Industrie und damit auch die Nachfrage nach Öl und Gas ausbremsen könnte", sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch.
Ähnliche Sorgen setzten Kupfer zu, das sich ebenfalls um 0,7 Prozent auf 9206 Dollar je Tonne verbilligte. Allerdings könnte sich dieser Trend umkehren, gab Commerzbank-Experte Fritsch zu bedenken. Der Branchendienstleister SMM habe bereits gewarnt, dass die Stromrationierung zu einem geringeren Ausstoß der chinesischen Kupferhütten führen könne.
GEA ÜBERZEUGT MIT AUSBLICK - ASTRAZENECA GEFRAGT
Am deutschen Aktienmarkt legten die Titel von Gea dagegen fast vier Prozent zu. Der Anlagenbauer will den Umsatz bis 2026 auf sechs Milliarden Euro und die operative Rendite auf 15 Prozent steigern.
Positiv reagierten Anleger auch auf eine Firmenübernahme durch AstraZeneca. Der Pharmakonzern übernimmt für bis zu 500 Millionen Dollar die restlichen Anteile an seiner Beteiligung Caelum. Das US-Unternehmen hat sich auf Medikamente für seltene Krankheiten spezialisiert und einen vielversprechenden Kandidaten in der Test- und Zulassungsphase. AstraZeneca-Titel setzten sich mit einem Kursplus von 3,3 Prozent an die Spitze des Londoner Auswahlindex FTSE.
rtr