"Wieder einmal sind es die Technologieaktien in den USA, die für eine positive Tendenz sorgen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. "Die Investoren hoffen auf starke Zahlen der beiden Tech-Giganten Amazon und Alphabet, die heute Abend ihre jüngsten Zahlen präsentieren werden." Die Aktien der beiden Konzerne stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um jeweils gut ein Prozent.

Außerdem schienen die Verhandlungen über zusätzliche staatliche Konjunkturhilfen zur Abfederung der Coronavirus-Folgen in den USA voranzukommen, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "US-Präsident Joe Biden gibt bei seinem ersten großen Projekt direkt Vollgas, und das kommt an den Börsen gut an."

HÖHENFLUG VON GAMESTOP & CO. VORERST BEENDET


Bei Gamestop traten Investoren dagegen voll auf die Bremse. Die Aktien US-Videospielehändlers fielen im vorbörslichen US-Geschäft um 29 Prozent, nachdem sie bereits zum Wochenauftakt in den USA um gut 30 Prozent eingebrochen waren. "Die ganze Unterstützung und der Hype scheinen nachzulassen", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses Avatrade. In den vergangenen Wochen hatten Kleinanleger mit konzertierten Käufen Hedgefonds zur Auflösung von Wetten auf den Verfall des Gamestop-Kurses gezwungen.

Auch bei Silber machten Anleger Kasse und drückten den Preis des Edelmetalls 5,4 Prozent ins Minus auf 27,41 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm), nachdem es am Montag ein Acht-Jahres-Hoch von 30,03 Dollar erreicht hatte. Ähnlich wie bei Gamestop sei es in den einschlägigen Anleger-Foren im Internet recht ruhig, fügte Aslam hinzu. Vor diesem Hintergrund flogen auch die Aktien von Silberminen-Betreibern aus den Depots. Die Papiere von Fresnillo und Hochschild fielen in London um bis zu 8,6 Prozent.

PFUND IM AUFWIND - EURO UNTER DRUCK


Am Devisenmarkt erreichte das Pfund Sterling ein Neun-Monats-Hoch von 1,1368 Euro. Dank der vergleichsweise großen Fortschritte bei den Coronavirus-Massenimpfungen hoben die Volkswirte der ING Bank ihre Wachstumsprognosen für Großbritannien an. Nach ihrer Einschätzung ist das Pfund zum Euro sieben Prozent unterbewertet.

Parallel dazu fiel die Gemeinschaftswährung auf ein Zwei-Monats-Tief von 1,2025 Dollar. Hierzulande seien die Aussichten düsterer, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. "Denn die Impfkampagnen laufen sehr schleppend, weshalb die Lockdowns verlängert und teilweise sogar verschärft werden." Dies werde sich in den anstehenden Konjunkturdaten niederschlagen.

FMC UND BP ENTTÄUSCHEN MIT ZAHLEN


Am deutschen Aktienmarkt brachen die Titel von Fresenius Medical Care (FMC) zeitweise um fast 15 Prozent ein. Das ist der größte Kurssturz seit etwa zweieinhalb Jahren. Der vom Dialyse-Spezialisten erwartete Gewinneinbruch falle deutlich höher als von ihm erwartet, kommentierte Analyst James Vane-Tempest von der Investmentbank Jefferies. Im Sog von FMC rutschten die Titel der Mutter Fresenius um knapp neun Prozent ab und steuerten auf den größten Tagesverlust seit einem knappen Jahr zu.

In London fielen die Papiere von BP um 2,7 Prozent. Wegen der gesunkenen Nachfrage durch die Coronavirus-Pandemie verbuchte der Ölkonzern erstmals seit einem Jahrzehnt wieder einen Jahresverlust. Die Zahlen seien in allen Bereichen hinter den Erwartungen zurückgeblieben, kommentierte ein Börsianer.

rtr