In den USA deuteten die Futures ebenfalls auf einen stärkeren Start hin. Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöhte wie erwartet den Strafzins auf 0,5 Prozent und kündigte an, ihr umstrittenes Anleihekaufprogramm wieder aufzunehmen. "Das war ein anständiges Signal der EZB", sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. Entscheidend sei, dass sie beim Zinsausblick und bei den Anleihekäufen kein Enddatum genannt habe. Da die Notenbank den Geldhahn relativ gering aufgedreht habe, erhalte sie sich Spielraum. "Spannend wird daher, wie stark Notenbankchef Mario Draghi die Notwendigkeit weiterer Schritte betont."
Der Euro fiel nach der Entscheidung auf 1,0925 Dollar und näherte sich damit dem 28-Monats-Tief, das er Anfang des Monats erreicht hatte. Auch die Renditen der Staatsanleihen gaben nach. Die Verzinsung der 30-jährigen deutschen Bundesanleihe rutschte wieder deutlich ins Minus, die Rendite der zehnjährigen italienischen Papiere sank auf ein Rekordtief von 0,758 Prozent. "Damit dürfte Draghi der Dank der Italiener gewiss sein", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung QC Partners. "Gleichzeitig werden die Anfeindungen aus Deutschland weitergehen. Mit dem heutigen Tag ist eine Zinswende nach oben in noch weitere Ferne gerückt. Die Zinsen bleiben abgeschafft."
Die Freude der Anleger über den Staffelzins auf Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) währte dagegen nur wenige Minuten: Der Index für die Banken der Euro-Zone sank um knapp ein Prozent, die Aktien der Deutschen Bank waren mit einem Abschlag von 1,5 Prozent Schlusslicht im Dax. Die Strafzinsen auf Notenbank-Einlagen seien quasi eine Steuer, sagt Artur Baluszynski, Chef-Analyst des Vermögensverwalters Henderson Rowe. Sie könnten die schwächelnde europäische Konjunktur zusätzlich belasten. Unklar bleibe zudem, ob die Maßnahmen der EZB ausreichten, um Wachstum und Inflation in Schwung zu bekommen, sagte Carsten Brzeski, Chefvolkswirt bei der ING-Bank. "Der Elefant im Raum ist die Haushaltspolitik. Es ist klar, dass ohne eine Unterstützung von dieser Seite Draghis Abschlusstrick nicht unbedingt zu einem glücklichen Ende führen wird."
Ölpreis nach Opec-Treffen schwächer Der Ölpreis gab zum Treffen des Ölkartells OPEC nach, ein Barrel (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent kostete mit 59,74 Dollar 1,8 Prozent weniger. Das Opec-Kartell und seine Verbündeten unter Führung Russlands verständigten sich auf eine konsequentere Umsetzung der Ende vergangenen Jahres vereinbarten Produktionskürzungen. Eine offizielle weitere Senkung der Fördermengen könnte erst auf dem nächsten turnusmäßigen Treffen von Opec+ im Dezember beschlossen werden, sagte Saudi-Arabiens Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman.
Börsenpläne in Asien helfen AB InBev BÖRSENPLÄNE IN ASIEN HELFEN AB INBEV Mit einem Plus von bis zu fünf Prozent gehörten die Aktien des weltweit führenden Brauereikonzerns Anheuser-Busch InBev zu den Gewinnern im europäischen Stoxx600. Das Unternehmen kündigte an, die Pläne für einen Börsengang des Asien-Geschäfts wieder voranzutreiben, die erst vor zwei Monaten auf Eis gelegt worden waren. Es gebe aber keine Sicherheit, dass es tatsächlich dazu komme.
rtr