"Die Tatsache, dass der EZB-Rat noch nicht einmal über das Thema Ausstieg aus dem Notfallkaufprogramm diskutiert hat, trotz der sich deutlich aufhellenden Pandemie-Lage, spricht Bände", sagte Commerzbank-Analystin You-Na Park-Heger. Ein ähnliches Bekenntnis zu einer ultra-lockeren Geldpolitik erwarten Experten von der US-Notenbank, die in der kommenden Woche über ihr weiteres Vorgehen berät.

Offenbar folgten Investoren der Einschätzung von EZB und Fed, dass der aktuelle Preisdruck nur vorübergehend sei, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Anders ist die rasante Erholung am Rentenmarkt nicht zu erklären." Das Interesse an den Bonds aus den USA und Deutschland drückte die Renditen der richtungweisenden zehnjährigen Papiere auf ein Drei-Monats-Tief von plus 1,428 beziehungsweise ein Sieben-Wochen-Tief von minus 0,287 Prozent. Unter Verkaufsdruck geriet dagegen der Euro. Er büßte 0,3 Prozent auf 1,2128 Dollar ein.

PREISE FÜR ROHÖL UND ZINN IM AUFWIND


Auch am Rohstoffmarkt waren die Optimisten in der Überzahl. Der Preis für die Ölsorte Brent aus der Nordsee stieg um bis zu 0,6 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 72,95 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Internationalen Energieagentur IEA zufolge müssen die großen Förderländer ihre Erdöl-Ausfuhren ausweiten, um der sich rasch erholenden Nachfrage gerecht zu werden.

Die Furcht vor Angebotsengpässen trieb den Kurs für Zinn um bis zu 1,4 Prozent auf 31.620 Dollar je Tonne, den höchsten Stand seit zehn Jahren. "Lockdowns in Asien beeinträchtigen den Nachschub, während die Nachfrage weiter steigt", sagte ein Rohstoffhändler. Die Leute suchten händeringend nach dem Industriemetall, das unter anderem für Konservendosen benötigt wird.

DEUTSCHE BANK UND CUREVAC UNTER DRUCK - WINDELN.DE IM PLUS


Am Aktienmarkt rückte die Deutsche Bank ins Rampenlicht, nachdem die EZB Insidern zufolge bei der Suche nach einem neuen Aufsichtsratschef für das Geldhaus Druck macht. Die Titel des Instituts verloren 2,3 Prozent.

Die Papiere von CureVac brachen zeitweise sogar um fast 14 Prozent ein. Die Biotechfirma leide weiter unter den Verzögerungen bei der EU-Zulassung ihres Coronavirus-Impfstoffs, sagten Börsianer.

Aufwärts ging es dagegen für Scor. Die Aktien steuerten in Paris mit einem Plus von 8,6 Prozent auf den größten Tagesgewinn des Jahres zu. Der Versicherer legte den Streit mit seinem Großaktionär Covea, der 2019 vergeblich versucht hatte, Scor zu übernehmen, bei.

Unterdessen setzte Windeln.de seine Achterbahnfahrt fort. Die Titel des Online-Babyausstatters schwankten in einer Spanne von minus 19 bis plus 36 Prozent. Seit Wochenbeginn haben sie ihren Kurs mehr als verdreifacht. Windeln.de gehört zu den "Meme"-Werten. Darunter verstehen Börsianer Aktien, bei denen sich Kleinanleger in einschlägigen Internet-Foren gegenseitig zum Kauf ermuntern. Das bekannteste Beispiel ist der US-Videospielehändler GameStop.

rtr