Der aktuelle Optimismus stehe auf etwas wackligen Beinen, sagte Frederique Carrier, Chef-Anlagestrategin bei der Vermögensverwaltung der Investmentbank RBC. Die rasche Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus, eine mögliche Straffung der Geldpolitik und Spekulationen auf eine Abschwächung des Gewinnwachstums könnten jederzeit zu Kursrücksetzern führen. "Aber so lange keine Rezession in Sicht ist, werden sich die Märkte immer wieder erholen."

BOE HÄLT FÜSSE VORERST STILL


Am Devisenmarkt schickten die Ergebnisse der geldpolitischen Beratungen der Bank von England (BoE) das Pfund Sterling auf eine Berg- und Talfahrt. "Die Nervosität unter den britischen Notenbankern angesichts der auch in Großbritannien stark anziehenden Inflation hat zugenommen", sagte LBBW-Volkswirt Elmar Völker. "Die Inflationssorgen gehen aber nicht so weit, dass hastige geldpolitische Bremsmanöver erforderlich wären."

Vor diesem Hintergrund notierte die britische Währung am frühen Nachmittag nach einigen Kursausschlägen mit 1,3923 Dollar beziehungsweise 1,1748 Euro wieder auf dem Niveau unmittelbar vor Bekanntgabe des BoE-Entscheids. Die Kurse der Staatsanleihen des Vereinigten Königreichs bröckelten dagegen ab. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen auf 0,518 Prozent.

SIEMENS UND NOVO NORDISK ÜBERZEUGEN MIT ZAHLEN


Bei den deutschen Aktienwerten gehörte Siemens mit einem Plus von 2,5 Prozent zu den Favoriten im Dax. Auftragseingang, Umsatz und operativer Gewinn hätten die Erwartungen übertroffen, sagte Analyst Guillermo Peigneux Lojo von der Bank UBS. Hierzu hätten sämtliche Sparten beigetragen, wobei sich die Automatisierungssparte besonders stark entwickele. Der erneut angehobene Ausblick überrasche ebenfalls positiv.

In Kopenhagen stiegen die Titel von Novo Nordisk um bis zu 4,5 Prozent auf ein Rekordhoch von 638,30 Kronen. Sowohl die Quartalsergebnisse als auch die angehobenen Gesamtjahresziele lägen über seinen Erwartungen, schrieb Analyst Steve Scala vom Vermögensverwalter Cowen. Novo Nordisk verdiente im zweiten Quartal umgerechnet 1,99 Milliarden Euro und peilt für das Gesamtjahr ein Umsatzplus von zehn bis 13 Prozent an. Das operative Ergebnis solle um neun bis zwölf Prozent wachsen.

MANCHMAL IST GUT IST ABER NICHT GUT GENUG


Allerdings wurden nicht bei allen Firmen Geschäftszahlen über Markterwartungen und angehobene Gesamtjahresziele in Kursgewinne umgemünzt. Zu dieser Gruppe zählte Zalando, deren Aktien trotz eines kräftigen Wachstums mit einem Minus von 9,5 Prozent den größten Kursrutsch des Jahres verbuchten. Der Rückgang der operativen Gewinnmarge sei wegen gestiegener Marketing-Kosten stärker zurückgegangen als erwartet, kommentierte DZ Bank-Analyst Thomas Maul. "Hierbei ist allerdings anzumerken, dass der Marketingaufwand im Vorjahr aufgrund von Sparmaßnahmen außergewöhnlich niedrig war."

Die Papiere von Bayer rutschten zeitweise um gut sechs Prozent ab und waren mit 46,77 Euro so billig wie zuletzt vor Weihnachten. Die Pharmasparte habe sich zwar exzellent entwickelt, kommentierte Analyst Gerald Khoo von der Investmentbank Liberum. Der operative Gewinn des Agrarchemie-Geschäfts enttäusche dagegen. Parallel dazu kündigte Bayer die 1,3 Milliarden Euro schwere Übernahme der US-Biotechfirm Vividion an.

rtr