"Die Stimmung an den Börsen ist uneinheitlich, richtungslos und kurzlebig", sagte Pierre Veyret, Analyst beim Brokerhaus ActivTrades. Einerseits setzten Investoren auf die rasche Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffs und zusätzliche Konjunkturhilfen, weswegen viele Strategen einen anhaltenden Aufwärtstrend sehen. "Treibende Kraft ist die zunehmende Zahl an Erfolgsmeldungen in der Impfstoffentwicklung gegen das Coronavirus von immer mehr Unternehmen rund um den Globus. Moderna, AstraZeneca - nun meldet Pfizer, dass noch in diesem Jahr ein wirksamer Impfstoff gegen das Virus zur Verfügung stehen könnte", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets.

Andererseits kehrt beispielsweise der wegen der Pandemie kollabierte US-Arbeitsmarkt noch lange nicht zur Normalität zurück. Die Zahl der wöchentlichen Anträge auf staatliche Arbeitslosenhilfe stieg mit 1,416 Millionen Bürgern erstmals seit fast vier Monaten an, Ökonomen hatten mit einer Stagnation gerechnet. Einige Anleger schreckten auch wegen der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China vor riskanteren Investments zurück. Sie machten sich Sorgen, dass sich die Beziehungen zwischen den beiden weltweit führenden Volkswirtschaften vor der US-Präsidentenwahl im November eintrübten, sagte Analyst Veyret. "Es ist deswegen keine Überraschung, dass sichere Häfen wie Edelmetalle gefragt sind, weil sich Investoren für mögliche Abwärtsrisiken absichern wollen."

Eine Feinunze Gold kostete mit bis zu 1888,26 Dollar 0,9 Prozent mehr als am Vortag. Das Edelmetall ist damit so teuer wie seit Anfang September 2011 nicht mehr und ist nur noch gut 30 Dollar von seinem Rekordhoch entfernt. Michel Salden, Rohstoffexperte bei der Vermögensverwaltung Vontobel Asset Management, hält sogar einen Preis von bis zu 2000 Dollar in diesem Jahr für möglich. Dabei spielten die ultralockere Geldpolitik und die massiven staatlichen Konjunkturpakete eine Rolle, welche Inflationsängste schürten.

DAIMLER ZIEHT AUTOWERTE NACH OBEN - UNILEVER IM PLUS


Für einen Lichtblick am deutschen Aktienmarkt sorgte Daimler. Trotz roter Zahlen infolge der Corona-Krise sieht Konzernchef Ola Källenius erste Anzeichen einer Absatzerholung, vor allem bei Mercedes-Benz Pkw. Der neue Ausblick lasse darauf schließen, dass das Unternehmen das Schlimmste hinter sich gelassen habe, schrieben die Experten vom Bankhaus Lampe. Die Daimler-Aktien waren mit einem Plus von rund fünf Prozent Dax-Spitzenreiter. Im Sog dessen legten BMW-Papiere rund drei Prozent zu, VW-Titel rund ein Prozent und Renault-Titel sogar 7,8 Prozent.

Mit einem Kursplus von mehr als acht Prozent waren die Unilever-Papiere Spitzenreiter an den Börsen Amsterdam und London. Der Umsatzrückgang bei dem britisch-niederländischen Konsumgüterhersteller fiel im zweiten Quartal geringer aus als erwartet. Das Brokerhaus Liberum verwies darauf, dass kein Analyst mit einem derart guten Ergebnis gerechnet habe. Gut sei vor allem das Geschäft mit den Produkten wie Putzmitteln gelaufen, die während der Ausgangssperren besonders gefragt gewesen seien.

rtr