Dem Fed-Chef Jerome Powell zufolge spielt sein Haus zwar eine Drosselung der Wertpapierkäufe durch. Die "substanziellen Fortschritte" beim Arbeitsmarkt seien aber noch zu weit entfernt, um mit dem sogenannten Tapering zu beginnen. "Für Investoren sind das gute Nachrichten", sagte Johannes Mayr, Chef-Volkswirt des Vermögensverwalters Eyb & Wallwitz. Da sich die konjunkturelle Erholung abschwäche, wachse für die Börsen die Bedeutung des Rückenwinds durch die Geldpolitik.
Powell habe zwar keine Überraschungen geliefert, kommentierte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. Er habe dennoch diejenigen enttäuscht, die auf klarere Signale für einen geldpolitischen Richtungswechsel gehofft hatten. Dies drückte den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zeitweise auf ein Vier-Wochen-Tief von 91,979 Punkten. Dadurch wurde Gold für Investoren außerhalb der USA attraktiver, weshalb sich das Edelmetall um gut ein Prozent auf 1827 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) verteuerte.
RENTOKIL UND NOKIA NACH ZAHLEN IM PLUS
Am Aktienmarkt legten Anleger sich unter anderem Papiere von Rentokil ins Depot. Sie stiegen in London um bis zu 6,8 Prozent, so stark wie zuletzt vor mehr als einem Jahr. Der Kammerjäger habe dank gestiegener Gewinnmargen einen überraschend hohen Vorsteuergewinn von umgerechnet 228 Millionen Euro gemacht, lobte Analyst James Winckler von der Investmentbank Jefferies.
Auch bei Nokia gab es strahlende Gesichter. Der Netzwerk-Ausrüster hob nach einem Gewinnsprung seine Gesamtjahresziele an. Nokia-Titel stiegen daraufhin in Helsinki zeitweise um fast neun Prozent auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 5,38 Euro.
In Deutschland gehörte Aixtron mit einem Kursplus von bis zu zehn Prozent zu den Favoriten. Die prall gefüllten Auftragsbücher würden dem Chipindustrie-Zulieferer voraussichtlich bis 2022 Rückenwind verleihen, prognostizierte DZ Bank-Analyst Armin Kremser.
GUT, ABER NICHT GUT GENUG
Allerdings können nicht alle Unternehmen Umsatz- und Gewinnsprünge in Kursgewinne ummünzen. Gut sei für Anleger manchmal nicht gut genug, sagte Aktienhändler Keith Temperton vom Brokerhaus Forte Securities. "Sie wollen durch die Bank Zahlen über Markterwartungen sehen und nicht nur in einigen Bereichen."
Aus diesem Grund rutschten die Titel von Smith & Nephew trotz eines fast verdreifachten Gewinns um neun Prozent ab und steuerten auf den größten Tagesverlust seit dem Börsen-Crash vom März 2020 zu. Börsianer monierten das schwächelnde Geschäft mit künstlichen Hüft- und Kniegelenken bei der britischen Medizintechnik-Firma.
Abwärts ging es auch für die Papiere von Anheuser-Busch, die sich in Brüssel um sechs Prozent verbilligten. Der Umsatz habe die Erwartungen zwar übertroffen, der Überschuss sei aber dahinter zurückgeblieben, sagten Analysten. Vor allem die operative Gewinnmarge enttäusche.
rtr