Teils hoffen Investoren auf Hinweise zu deutlichen Fortschritten der Beziehungen oder gar dem Aussetzen von Strafzöllen, sagten Marktteilnehmer. Doch insgesamt bleibe die Stimmung vor der am Rande des G20-Gipfels geplanten Zusammenkunft am Wochenende angespannt. Scheiterten die Handelsgespräche zwischen Trump und Xi erneut, werde es nur Verlierer geben, warnte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Trump drohte erneut mit zusätzlichen Strafzöllen, sollte es keine Einigung geben. Das könnte die Chinesen zwar an den Verhandlungstisch zwingen, sagte Stanzl. "Strafzölle aber sind auch toxisch, wenn sie zu lange angewandt werden. Und die Weltwirtschaft zeigt schon sichtbare Vergiftungsanzeichen."
Vor diesem Hintergrund rechnen Investoren zwar weiter fest mit einer Fed-Zinssenkung im Juli. Führende US-Notenbanker nahmen Spekulationen auf eine rasche und deutliche Lockerung der Geldpolitik allerdings den Wind aus den Segeln. Die Notenbank stehe vor einer schwierigen Aufgabe, schrieben die Analysten der BayernLB. Sie müsse den Eindruck vermeiden, bei ihrer Entscheidung dem Druck von Trump, der wiederholt Zinssenkungen gefordert hat, nachzugeben.
Die Fed-Aussagen nahmen Gold etwas von seinem Glanz. Das Edelmetall, das Anlegern unter anderem als Absicherung gegen eine anziehende Inflation dient, verbilligte sich um 0,9 Prozent auf 1410,55 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Damit notierte es aber nur etwa 28 Dollar unter seinem Sechs-Jahres-Hoch vom Dienstag.
Bitcoin setzte seine Rally dagegen fort und stieg auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 12.954,20 Dollar. "Die Stimmung am Kryptowährungsmarkt ist kurz davor, wieder überzukochen", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. "Der Höhenflug lockt zudem immer mehr unerfahrene Marktteilnehmer an, welche mittlerweile für eine gefährliche Mischung am Markt sorgen."
VERKAUFSFANTASIEN BEFLÜGELN THYSSEN - BRENNTAG IM MINUS
Bei den deutschen Aktienwerten stand Thyssenkrupp im Rampenlicht. Dem Anlegermagazin "Platow Brief" zufolge bereitet der finnische Rivale Kone ein Übernahmeangebot für die Aufzugsparte des deutschen Konzerns vor. Bei einem direkten Verkauf käme Thyssen besser weg als bei dem geplanten Börsengang des Geschäftsbereichs, sagte ein Aktienhändler. Thyssen-Titel gewannen 7,9 Prozent, Kone-Papiere in Helsinki notierten ein halbes Prozent höher.
Für Brenntag ging es bis zu 7,6 Prozent bergab. Der Essener Staatsanwaltschaft liegt eine Anzeige gegen den Großhändler in Zusammenhang mit angeblichen Lieferungen waffenfähiger Chemikalien nach Syrien vor. Brenntag erklärte, die Lieferung von Chemikalien sei im Einklang mit geltendem Recht.
Ein optimistischer Ausblick von Micron hellte die Stimmung im Chipsektor auf. Der Konzern hat Lieferungen an den chinesischen Smartphone-Hersteller Huawei teilweise wieder aufgenommen und rechnet im Laufe des Jahres mit einer Erholung der Nachfrage nach seinen Chips. Die Aktien von Infineon, Siltronic und AMS kletterten um bis zu 4,6 Prozent. Micron gewannen im vorbörslichen New Yorker Geschäft 7,8 Prozent.
rtr