Die vom Ifo-Index widergespiegelte Stimmung in den deutschen Chef-Etagen ist so gut wie zuletzt im November 2018. "Besonders erfreulich ist, dass sich der Optimismus quer durch alle Sektoren zieht", sagte Christian Lips, Chef-Volkswirt der NordLB.

Gleichzeitig trete das Thema Teuerung, das in den vergangenen Wochen immer wieder für Unruhe an den Börsen gesorgt hatte, für Investoren in den Hintergrund, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Mehrheitlich sind sie auf die Linie der Notenbanken eingeschwenkt und ordnen die aktuelle Inflationsspitze als vorübergehendes Phänomen ein."

Bestärkt wurden sie dabei von der Entscheidung der Bank von England (BoE), trotz eines gestiegenen Preisdrucks den Leitzins nicht anzutasten und die Wertpapierkäufe im bisherigen Umfang fortzusetzen. Dies gab den Kursen der britischen Staatsanleihen Rückenwind. Im Gegenzug fiel die Rendite der zehnjährigen Titel auf 0,747 Prozent. Am Devisenmarkt setzte die Enttäuschung derjenigen Anleger, die auf eine Straffung der geldpolitischen Zügel gesetzt hatten, dem Pfund Sterling zu. Es verbilligte sich auf 1,3917 Dollar beziehungsweise 1,1646 Euro.

VW WILL AUTOVERMIETER EUROPCAR ZURÜCKKAUFEN


Bei den Unternehmen rückte Europcar ins Rampenlicht. Die Aktien des Autovermieters stiegen in Paris zeitweise um gut acht Prozent auf 0,4658 Euro. Volkswagen will das 2006 für 3,3 Milliarden Euro abgestoßene Unternehmen zurückkaufen und bietet 0,44 Euro je Aktie oder insgesamt etwa 2,2 Milliarden Euro. Europcar hat die Offerte nach eigenen Angaben zurückgewiesen. Die Papiere des Wolfsburger Autobauers gewannen 0,7 Prozent.

Siemens konnte die Investoren dagegen mit angehobenen Geschäftszielen nicht überzeugen. Die Titel waren mit einem Minus von 0,8 Prozent Schlusslicht im Dax. "Die Latte lag bei Siemens sehr hoch, zudem wollten Analysten in Sparten wie insbesondere der Industrieautomatisierung noch mehr sehen", sagte ein Händler. Einige Investoren hätten die höheren Ziele zudem vorweggenommen und machten nun Kasse.

ADLER REAL ESTATE AUF TALFAHRT - SHORTSELLER-ATTACKE?


Steiler abwärts ging es für Adler Real Estate. Die Titel fielen zeitweise um knapp neun Prozent, so stark wie zuletzt während des Börsen-Crashs vom März 2020. Börsianer machten Leerverkäufe für den Kursrutsch verantwortlich. Es kursierten Gerüchte, denen zufolge Viceroy Research einen negativen Bericht über die Immobilienfirma veröffentlichen wolle, was Viceroy aber zurückgewiesen habe.

Hinter dem Analysehaus steckt der britische Investor Fraser Perring, der in der Vergangenheit mit Attacken gegen ProSiebenSat.1, Wirecard und Grenke für Aufsehen gesorgt hatte. Leerverkäufer leihen sich Aktien, um diese sofort zu verkaufen. Sie hoffen darauf, sich bis zum Rückgabe-Termin günstiger mit den Papieren eindecken zu können. Im Sog von Adler Real Estate fielen die im Kleinwerte-Index SDax notierten Aktien der Mutter Adler Group um rund drei Prozent.

rtr