Die US-Futures lagen vorbörslich ebenfalls im Plus. "Es ist interessant festzustellen, dass sich die meisten Händler in Europa allein auf die jüngsten Entwicklungen in den USA konzentrieren, obwohl die Europäische Union bereits ein noch nie dagewesenes Hilfspaket auf den Weg gebracht hat und obwohl auf dem Kontinent Rekordzahlen bei den Corona-Neuinfektionen gemeldet werden", sagte Pierre Veyret, Analyst beim Brokerhaus Activ Trades. In Deutschland wurden mehr als 4000 neue positive Corona-Tests gemeldet, das sind so viele wie seit April nicht mehr.

Unterdessen ging das Hin und Her um das neue Milliardenpaket für die US-Wirtschaft weiter. US-Präsident Donald Trump sagte in einem Telefon-Interview mit dem Sender Fox Business Networks, dass die Chancen für eine Einigung über Corona-Konjunkturhilfen wirklich gut stünden und dass die Gespräche beginnen, produktiv zu werden. Tage zuvor hatte die von ihm verkündete Verschiebung der Gespräche auf die Zeit nach den Wahlen für Verstimmung an den Börsen gesorgt. "Die Stimulusgespräche laufen in der einen Minute, in der nächsten sind sie beendet", sagte Marktanalyst Fawad Razaqzada vom Broker ThinkMarkets. Die Anleger fragten sich, wie das weitergehe und ob die positiven Töne von Trump ausreichten, um die Börsen zu stützen. "Ich bin nicht allzu überzeugt, dass die Rally diesmal halten wird. Neben den Unsicherheiten im Zusammenhang mit Brexit und den Wahlen in den USA haben wir das wiederauflebende Coronavirus, das weitere Einschränkungen verursacht und ein großes Risiko für die wirtschaftliche Erholung darstellt."

Knapp vier Wochen vor der Präsidentenwahl zeichnet sich zudem am US-Arbeitsmarkt keine starke Belebung nach der Corona-Rezession ab. Insgesamt stellten vorige Woche 840.000 Amerikaner einen Erstantrag auf staatliche Arbeitslosenhilfe und damit 9000 weniger als zuletzt. Für Trump sind das schlechte Nachrichten. In der Corona-Krise gingen mehr als 22 Millionen Jobs verloren, von denen bislang nur gut die Hälfte zurückgewonnen wurden.

SÜDZUCKER UNTER DRUCK


Die Furcht vor weiteren Angebotsausfällen trieb den Ölpreis in die Höhe. Ein Barrel Nordseeöl der Sorte Brent kostete mit 42,86 Dollar rund zwei Prozent mehr. Dabei spielten die Streiks in der norwegischen Ölbranche eine wichtige Rolle, sagte Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank. Hinzu komme der Wirbelsturm Delta im Golf von Mexiko, der am Donnerstag in Louisiana auf Land treffen könnte.

Am deutschen Aktienmarkt brachen Südzucker mehr als elf Prozent ein und damit so stark wie seit Mitte März nicht mehr. Europas größter Zuckerproduzent steigerte seinen Gewinn im zweiten Quartal zwar und bestätigte seinen Ausblick auf das Gesamtjahr. Für die Zuckersparte sind die Aussichten aber nicht so rosig. Die Experten des Bankhauses Lampe verwiesen darauf, dass die Sparte immer noch keine Gewinne erwirtschafte. Dabei spielten geringere Zuckermengen bei höheren Fixkosten eine Rolle.

An der Londoner Börse stiegen die Aktien des Buchmachers GVC um bis zu 8,9 Prozent und notierten so hoch wie seit mehr als zwei Jahren nicht. Online-Wetten und der Neustart der englischen Fußball-Liga lassen die Kassen bei dem Eigentümer der Ladbrokes-Wettbüros und des Online-Anbieters bwin klingeln, das Unternehmen hob seine Prognose an.

rtr