Zwar signalisierten die Einkaufsmanagerindizes weiterhin schrumpfende Geschäfte und auch die Dienstleister litten mit, sagte Jens-Oliver Niklasch, Volkswirt bei der LBBW. Es könne aber sein, dass die Konjunktur Anfang kommenden Jahres wieder Tritt fasst. Zugleich warnte er vor allzu großem Optimismus: "Die Stolpersteine Brexit und Handelsstreit müssen unbedingt aus dem Weg, bevor es mit der Konjunktur nachhaltig nach oben geht."

Chinas Präsident Xi Jinping sagte, sein Land sei weiter an einem Handelsabkommen mit den USA interessiert. Die Börsianer seien ebenfalls zuversichtlich, dass es zu einer Vereinbarung komme, sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader. Allerdings müssten sich die Investoren damit abfinden, dass die Unterschriften unter einen ersten Teil eines solchen Deals wohl erst zu Beginn des kommenden Jahres geleistet würden. "Je weiter sich der Prozess in die Länge zieht, umso mehr steigt das Risiko, dass neue Hürden auftauchen", fügte er an. In den USA signalisierten die Futures einen festeren Handelsstart.

Die neue EZB-Chefin Christine Lagarde mahnte eine Stärkung der Binnennachfrage an, um die zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheiten zu bewältigen. "Die Geldpolitik wird weiterhin die Wirtschaft unterstützen und auf zukünftige Risiken reagieren im Einklang mit unserem Mandat für Preisstabilität", sagte die Französin. Die Rede habe nichts Neues enthalten, sagte Michael Hewson, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. Lagarde werde "es nicht leichter haben als ihr Vorgänger Mario Draghi".

In Großbritannien schwächelte die Wirtschaft dagegen im November so stark wie seit Mitte 2016 nicht mehr, der Zeit des Brexit-Referendums. Sowohl in der Industrie als auch bei den Dienstleistern lief es schlechter, wie aus dem Markit-Einkaufsmanagerindex hervorgeht. Neben dem Brexit sorgten auch die anstehenden Wahlen für Unsicherheit, sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Das Pfund geriet unter Druck, die britische Währung sackte 0,4 Prozent ab auf 1,2860 Dollar und fiel auf den niedrigsten Stand seit einer Woche.

THYSSEN WIEDER IM PLUS

Um bis zu 3,4 Prozent aufwärts ging es für die Aktien des Stahlkonzerns ThyssenKrupp, die am Donnerstag noch abgestürzt waren. Die Geschäftszahlen seien zwar schlecht ausgefallen und der Ausblick enttäusche, stellten die Experten von Independent Research fest. Der anstehende Konzernumbau berge aber durchaus Chancen.

In Mailand legten die Aktien des italienischen Medienkonzerns Mediaset bis zu 4,2 Prozent zu. Dabei spielten Erwartungen eine Rolle, dass das Unternehmen sich im Streit mit seinem Großinvestor, dem französischen Konzern Vivendi, einigen könnte. Den Franzosen ist die neue Mediaset-Dachgesellschaft Media for Europa (MFE) ein Dorn im Auge, mit der unter anderem die Familienholding des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi ihren Einfluss bei Mediaset zementiert.

rtr