"Und auch wenn die Corona-Krise noch längst nicht ausgestanden ist, es gilt weltweit mittlerweile zumindest nicht mehr die höchste Warnstufe." Daher legen Dax und EuroStoxx50 am Dienstag jeweils etwa zwei Prozent auf 10.841 und 2940 Punkte zu.

Die Hoffnung auf ein V-förmige Erholung der Wirtschaft könnte sich allerdings als Trugschluss erweisen, warnte BayernLB-Analyst Wolfgang Kiener. Als Folge der Pandemie könnten die bislang eher sparunwilligen Verbraucher in angelsächsisch geprägten Ländern ihr Geld künftig stärker zusammenhalten. Ältere und teilweise kaufkräftige Konsumenten könnten noch für längere Zeit eher daheimbleiben. "Ein wichtiger Teilbereich des Konsums, der Tourismus, sollte sich überhaupt nur langsam erholen."

Dennoch zogen sich Investoren aus "sicheren Häfen" wie der Weltleitwährung zurück. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, verlor 0,5 Prozent. Im Gegenzug verteuerte sich der Euro um 0,5 Prozent auf 1,0879 Dollar. Die "Antikrisen-Währung" Gold verbilligte sich um 0,5 Prozent auf 1706,39 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

WTI ERNEUT IN FREIEM FALL


Unterdessen gingen die Turbulenzen am Ölmarkt in eine neue Runde: Der Terminkontrakt auf die US-Sorte WTI fiel um gut 21 Prozent auf 10,07 Dollar. "Für die geringe Nachfrage ist das Angebot weiterhin viel zu hoch", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Wegen der Coronavirus-Restriktionen ist der weltweite Energiebedarf um etwa 30 Prozent eingebrochen. Die unlängst beschlossene Drosselung der Fördermenge fängt nur einen Teil des Ausfalls auf.

Da die Rohöl-Lagerkapazitäten fast erschöpft seien, fürchteten Anleger einen Preisrutsch von WTI unter null wie vergangene Woche, sagte Harry Tchilinguirian, Chef-Anlagestratege für Erdöl bei der Bank BNP Paribas. Vor diesem Hintergrund entschloss sich der größte börsennotierte US-Ölfonds, aus den Juni-Futures auf WTI auszusteigen und in längerlaufende Kontrakte umzuschichten. Daraufhin fiel der Kurs des US Öil ETF im vorbörslichen US-Geschäft am Dienstag um fünf Prozent auf ein Rekordtief von 2,08 Dollar.

UBS-ZAHLEN GEBEN BANKENBRANCHE AUFTRIEB


Zur insgesamt positiven Börsenstimmung trugen ermutigende Firmenbilanzen bei. So steigerte die UBS den Quartalsgewinn um überraschend starke 40 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Dollar. DZ-Bank-Analyst Markus Mischker lobte die Konzentration der Schweizer Großbank auf das Geschäft mit der Vermögensverwaltung. Dadurch drohten weniger Kreditausfälle als bei der Konkurrenz. Die UBS-Aktien stiegen in Zürich um gut sechs Prozent.

Wegen 1,6 Milliarden Euro schwerer Rückstellungen für faule Kredite brach der Gewinn der spanischen Großbank Santander zwar um gut 80 Prozent ein. Rechne man diese Belastungen aber heraus, liege das Ergebnis über den Markterwartungen, rechnete Analyst Benjie Creelan-Sandford von der Investmentbank Jefferies vor. Vor allem das Geschäft in Brasilien und den USA laufe gut. Die Santander-Aktien stiegen in Madrid um 4,9 Prozent.

Zu den wenigen Verlierern am deutschen Aktienmarkt zählte Wirecard mit einem Kursminus von 24 Prozent. Ein Sonderprüfungsbericht durch KPMG räumte nicht alle Vorwürfe angeblicher Bilanztricksereien des Zahlungsabwicklers aus. "KPMG hat noch eine Menge Arbeit vor sich", sagte Analyst Neil Campling vom Vermögensverwalter Mirabaud. "Der Bericht bescheinigt Wirecard nicht die erhoffte weiße Weste."

rtr