Am Dienstag blendeten Investoren die Belastungen durch die Verschärfung der Corona-Restriktionen in Deutschland und anderen europäischen Staaten dagegen weitgehend aus. Der Dax stieg um 0,8 Prozent auf 13.324 Punkte und der EuroStoxx50 um 0,4 Prozent auf 3519 Zähler. Auch am Rohölmarkt waren die Konjunkturoptimisten in der Überzahl. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um ein knappes halbes Prozent auf 50,47 Dollar je Barrel (159 Liter).
Mut machte Anlegern die Aussicht auf eine EU-weite Zulassung eines ersten Corona-Impfstoffs noch vor Weihnachten. Außerdem setzten sie auf eine Einigung im Streit über zusätzliche staatliche Konjunkturhilfen in den USA, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. "Ein Deal zwischen Demokraten und Republikanern könnte den Aktienmärkten den nötigen Schwung verleihen, um das turbulente Börsenjahr 2020 mit einem Kursfeuerwerk zu beenden."
BÖRSIANER FIEBERN FED-ENTSCHEID ENTGEGEN
Mit Spannung warteten Börsianer zudem auf die Ergebnisse der geldpolitischen Beratungen der US-Notenbank am Mittwoch. Die Fed werde wohl die Laufzeit ihrer Anleihekäufe verlängern und erneut signalisieren, dass der Leitzins bis mindestens 2023 bei fast null Prozent verharren wird, prognostizierte Anlagestratege Francois Rimeu vom Vermögensverwalter La Francaise.
Dies schüre Spekulationen auf eine anziehende Inflation, zumal das Infektionsgeschehen die Wahrscheinlichkeit weiterer Geldspritzen erhöhe, sagte Analyst Ole Hansen von der Saxo Bank. Daher griffen einige Investoren zu Gold, das sich um gut ein Prozent auf 1848 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) verteuerte.
Gefragt waren auch südeuropäische Staatsanleihen. Einerseits trauten einige Anleger dem Impfstoff-Optimismus nicht, andererseits hielten die Käufe der Europäischen Zentralbank (EZB) die Nachfrage hoch, sagte Commerzbank-Anlagestratege Rainer Guntermann. Dies drückte die Renditen der zehnjährigen Papiere aus Italien, Spanien, Portugal und Griechenland auf Rekordtiefs.
PFUND SETZT ERHOLUNGSKURS FORT - BREXIT-DEAL ERWARTET
Am Devisenmarkt legte das Pfund Sterling ebenfalls zu und verteuerte sich auf 1,3381 Dollar beziehungsweise 1,1027 Euro. Nach der erneuten Verlängerung der Brexit-Verhandlungen sei die Wahrscheinlichkeit eines Deals deutlich größer als die eines Scheiterns, sagte Anlagestratege Shreyas Gopal von der Deutschen Bank. Er halte eine Einigung noch vor dem Wochenende für möglich.
Bei den deutschen Aktienwerten stach Volkswagen mit einem Kursplus von 6,4 Prozent heraus. Mit einer Neuordnung der Management-Struktur hatte der Aufsichtsrat eine Führungskrise bei dem Autobauer abgewendet. Außerdem soll kräftiger gespart werden.
In Stockholm rutschten die Titel von Hennes & Mauritz (H&M) dagegen um 2,6 Prozent ab. Die wegen der Pandemie wieder verschärften Restriktionen hätten den Modehändler von seinem Erholungskurs abgebracht, kommentierte Analystin Jelena Sokolova vom Research-Haus Morningstar.
Auch Erzrivale Inditex musste deutliche Umsatz-Einbußen hinnehmen. Wegen des Infektionsgeschehens sei der Ausblick zwar unsicher, konstatierte Analyst James Grzinic von der Investmentbank Jefferies. Die "Zara"-Mutter könne Ausfälle aber besser abfedern als die meisten Konkurrenten. Inditex-Papiere gaben 1,6 Prozent nach.
rtr