Ihren Optimismus stützten Investoren auf sinkende Neuinfektions- und Todesraten durch das Coronavirus. "Auf der medizinischen Seite gibt es positive Entwicklungen, für Entwarnung ist es aber deutlich zu früh", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Auch Analyst Charalambos Pissouros vom Brokerhaus JFD warnte vor überzogenen Erwartungen. "Selbst wenn wir den Höhepunkt der Pandemie erreicht haben sollten, werden die Beschränkungen des öffentlichen Lebens wohl verlängert, da die Regierungen sichergehen wollen, dass das Virus wirklich eingedämmt wurde."

Hussein Sayed, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses FXTM, warnte vor möglichen Kursrückschlägen wegen der bislang noch nicht abschätzbaren wirtschaftlichen Folgen der Virus-Krise. "Investoren werden eine Unmenge negativer Konjunkturdaten und sicher auch zahlreiche Firmenpleiten verdauen müssen."

Zunächst blieben aber die Optimisten in der Überzahl. So setzte der europäische Index für die Touristik-Branche, der in den vergangenen Wochen unter die Räder gekommen war, seinen Erholungskurs fort und gewann bis zu neun Prozent. Konjunkturabhängige Autowerte waren ebenfalls gefragt. Ihr Index gewann zeitweise mehr als sieben Prozent.

"SICHERE HÄFEN" UNATTRAKTIVER


Aus "sicheren Häfen" wie der Weltleitwährung zogen sich Investoren dagegen zurück. Dies drückte den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, um 0,8 Prozent auf 99,885 Punkte. Im Gegenzug verteuerte sich der Euro um ein Prozent auf 1,0902 Dollar.

Die "Antikrisen-Währung" Gold bröckelte um 0,1 Prozent auf 1659,52 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) ab. "Einige Anleger befürchten, dass die ultra-lockere Geldpolitik der Notenbanken zu Inflation führt", sagte Analyst Peter Fertig vom Analysehaus Quantitative Commodity Research. "Für sie bleiben Gold-Käufe auf diesem Kursniveau attraktiv."

Am Anleihemarkt schlug sich der gestiegene Risikoappetit der Investoren in Verkäufen nieder. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf minus 0,355 von minus 0,435 Prozent. Außerdem warteten Anleger gespannt auf die Ergebnisse der Beratungen der Euro-Finanzminister. Diese könnten die Börsenparty schnell verderben, wenn sie sich nicht auf ein gemeinsames Rettungspaket einigten, warnten die Analysten der ING Bank.

HOFFNUNG AUF FÖRDERKÜRZUNG TREIBT ÖLPREIS


Hoffnungsvoll blickten Investoren auf die nahenden Beratungen der "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Erdöl-Förderländer wie Russland gehören. Diese Staaten könnten mit Produktionskürzungen den durch die Coronavirus-Pandemie ausgelösten Nachfrage-Einbruch um mindestens 20 Millionen Barrel pro Tag zwar nicht vollständig ausgleichen, sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. "Doch eine Demonstration der Einigung und Entschlossenheit würde sicherlich zur Stabilisierung und Normalisierung des Ölmarktes beitragen."

Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 2,3 Prozent auf 33,80 Dollar je Barrel (159 Liter). Dies gab den Ölkonzernen Auftrieb. So gewannen die Aktien von BP, Shell und Total bis zu 1,8 Prozent.

rtr