Die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie hält die Börsianer weltweit in ihren Fängen. Es könne Monate dauern, bis sich der Alltag wieder normalisiere, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Der Erreger breite sich weiter rasant aus. "Ob die individuell geschnürten Hilfspakete für solch ein Szenario ausreichen werden, bleibt abzuwarten."
Dax und EuroStoxx50 lagen am Montag etwas fester bei 9674 beziehungsweise 2722 Punkten. Auch in den USA signalisierten die Futures einen festeren Handelsstart. Die Unsicherheit drossle jedoch die Kauflaune am Aktienmarkt, sagte Timo Emden, Marktanalyst beim gleichnamigen Analysehaus. "Die Anleger befürchten zudem, dass auch nach dem erreichten Höhepunkt der Pandemie die Corona-Sorgen noch lange nicht vom Tisch sein werden. Sollte eine zweite Infektionswelle anrollen, wäre dies der Super-Gau für die ohnehin angeschlagene Weltwirtschaft."
Schon jetzt leidet die Wirtschaft massiv unter den Folgen der Pandemie. Die Wirtschaftsweisen sagen für das laufende Jahr eine schwere Rezession voraus, vor allem im ersten Halbjahr dürfte ein kräftiger Abwärtstrend nicht zu vermeiden sein. In der Euro-Zone brach das Geschäftsklima in Rekordtempo ein. Volkswirt Bruce Kasman von der Bank JPMorgan prognostizierte einen Einbruch der globalen Wirtschaft um gut zehn Prozent.
Nervös machte Investoren außerdem der erneute Absturz des Ölpreises. Die Sorte Brent aus der Nordsee rutschte um bis zu 9,4 Prozent ab und war mit 22,58 Dollar je Barrel (159 Liter) so billig wie zuletzt vor mehr als 17 Jahren. Michel Salden, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung Vontobel rechnet mit einem weiteren Rückgang und verweist darauf, dass die weltweiten Lager gefüllt seien. "Es wird einfach keine Käufer auf dem Spotmarkt geben, selbst wenn Saudi-Arabien sein Öl zu stark vergünstigten Preisen verscherbelt." Der Druck auf Russland und Saudi-Arabien steige, den Preiskrieg zu beenden.
DOLLAR UND ANLEIHEN GEFRAGT
Vor diesem Hintergrund flüchteten Investoren erneut in "sichere Häfen" wie Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf minus 0,548 Prozent. Auch die Weltleitwährung war gefragt. Dies verhalf dem Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zum einem Kursplus von 0,9 Prozent auf 99,1690 Punkte. Im Gegenzug verbilligte sich der Euro auf 1,1025 Dollar.
Die Furcht vor einer weltweiten Rezession drückt den Preis für Aluminium auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren. Das Industriemetall verbilligt sich um 1,2 Prozent auf 1526,50 Dollar je Tonne. Da die Auto- und die Flugzeugindustrie von den Restriktionen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie besonders hart getroffen werde, werde das Angebot die Nachfrage 2020 deutlich stärker übertreffen als bislang gedacht, warnt ein Börsianer.
LUFTFAHRTWERTE ERNEUT UNTER DRUCK - DRÄGERWERK GEFRAGT
Zu den größten Verlierern am Aktienmarkt zählten erneut die Fluggesellschaften. Wegen der Corona-Restriktionen stellt EasyJet den Betrieb komplett ein und der türkische Billig-Flieger Pegasus streicht sämtliche Inlandsflüge. Die Aktien der beiden fielen daraufhin um jeweils etwa zehn Prozent. Vor diesem Hintergrund brachen die Titel des Flugzeugbauers Airbus um gut elf Prozent ein. Die Papiere des Triebwerksherstellers Rolls-Royce stürzten sogar um fast 16 Prozent ab.
Die Papiere von Drägerwerk stiegen dagegen in der Spitze um gut 15 Prozent und waren mit 108,50 Euro so teuer wie zuletzt vor fünf Jahren. Die Medizintechnik-Firma produziert unter anderem Beatmungsgeräte, die zur Behandlung von Coronavirus-Patienten notwendig sind.
rtr