"Wir werden einen Impfstoff haben, der Covid-19 stoppen kann", sagte Moderna-Präsident Stephen Hoge. Allerdings werde die frohe Kunde nicht so euphorisch aufgenommen wie vergangene Woche, sagte Timo Emden von Emden Research. "Denn mit der weiterhin grassierenden Coronavirus-Pandemie in der Eurozone und der Unsicherheit über den praktischen Nutzen besagter Impfstoffe bleibt die Euphorie überschaubar."
Der Dax legte am Montagnachmittag ein Prozent zu auf 13.211 Punkte, der EuroStoxx50 gewann 1,5 Prozent auf 3482 Zähler. Seit Beginn des Monats hat der deutsche Leitindex gut 13 Prozent zugelegt und steuert damit auf den größten Monatsgewinn seit 2009 zu. In den USA signalisierten die Futures einen festeren Handelsstart für den Dow und den S&P. Der Nasdaq-Index dürfte dagegen kaum verändert in den Handel starten. Die gestiegene Risikofreude machte auch vor den Anleihen nicht halt: Die Rendite der deutschen Papiere stieg im Gegenzug auf minus 0,509 Prozent von 0,548 Prozent, in den USA legte die Verzinsung auf 0,931 Prozent von 0,893 Prozent zu. Gold stand auf der Verkaufliste: Das Edelmetall verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 1,865,40 Dollar je Feinunze (31 Gramm).
Die Märkte hätten den Blick klar nach vorne gerichtet und konzentrierten sich ganz auf eine Erholung der Wirtschaft bereits in diesem Jahr mit Blick auf den asiatischen Wirtschaftsraum beziehungsweise 2021/22 im Rest der Welt, sagte Michael Winkler, Leiter der Anlagestrategie bei der St. Galler Kantonalbank Deutschland. So meldete sich Japans Wirtschaft im Sommerquartal mit einem Rekordwachstum aus der Corona-Rezession zurück. Die Gegenwart rücke in den Hintergrund, sagte Winkler. "Entsprechend hat die Jahresendrallye bereits begonnen."
Gebremst wurde die Kauflaune allerdings von den steigenden Neuinfektionen. Bund und Länder erwägen daher weitere Einschränkungen bei persönlichen Kontakten, wie aus einer Reuters vorliegenden Beschlussvorlage des Bundes für die Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel mit den 16 Länderchefs hervorgeht. Wie es bei den derzeit geschlossenen Gastronomie-, Freizeit- und Kulturbetrieben weitergeht und ob auch Schulen ihren Betrieb umstellen müssen, soll kommende Woche entschieden werden.
REISEWERTE IM AUFWIND - LOCKDOWN-PROFITEURE UNTER DRUCK
Die von den Pandemie-Beschränkungen besonders hart getroffenen Reise- und Touristikfirmen gewannen gut drei Prozent. Um bis zu 9,1 Prozent aufwärts ging es für die Aktien der Lufthansa, um fast elf Prozent für die der British-Airways-Mutter IAG. Die Aktien des Kreuzfahrtanbieters Carnival gewannen fast zwölf Prozent, die Papiere der Hotelkette Accor knapp neun Prozent. Finanzwerte legten dank Spekulationen auf eine rasche Erholung der Weltwirtschaft von den Corona-Folgen sogar 4,5 Prozent zu.
Schlechter sah es dagegen für die Aktien der Unternehmen aus, die von den Pandemie-Beschränkungen profitieren: So fielen die Aktien des Essenslieferdienstes Delivery Hero um gut ein Prozent, die des Kochboxen-Anbieters Hellofresh um 5,7 Prozent, der Softwarekonzern Teamviewer gab 4,3 Prozent nach, der Arzneimittel-Versand Shop Apotheke vier Prozent. Auch bei den Anbietern von Heimtrainern wie Peloton und Nautilus stiegen die Anleger aus.
Unter den Einzelwerten bescherte der knapp zwölf Milliarden Dollar schwere Verkauf des US-Geschäfts an PNC Financial BBVA den größten Kurssprung seit mehr als zehn Jahren. Die Aktien der spanischen Großbank stiegen um bis zu 21 Prozent auf 3,84 Euro. Der Verkaufspreis erscheine im aktuellen Umfeld vernünftig, kommentierte Benjie Creelan-Sandford von der Investmentbank Jefferies.
rtr