"Der Index erfüllt ESG-Kriterien, auf die institutionelle Investoren und Privatanleger heute gleichermaßen Wert legen", sagte Stephan Flägel von Qontigo, dem Index- und Analytikgeschäft der Deutschen Börse. Viele Anleger weltweit statten ihre Portfolios bereits nach ESG-Standards aus. In Deutschland war es bislang verglichen mit Ländern wie Skandinavien jedoch ein Nischenthema, was im Zuge der "Fridays for Future"-Bewegung allerdings mehr und mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht. Für Kristina Jeromin, die das Thema Nachhaltigkeit bei der Deutschen Börse verantwortet, werden Investoren in Zukunft kaum daran vorbeikommen: "ESG-Aspekte erlauben eine ganzheitlichere und vor allem zukunftsorientierte Bemessung des Unternehmenswertes. Denn Klima- und Umweltrisiken, soziale Faktoren und Aspekte der Unternehmensführung werden für den Finanzsektor zur Risikobewertung eine essenzielle Rolle spielen."
Bei der Zusammenstellung der Indexmitglieder gelten der Börse zufolge verschiedene Ausschlusskriterien. Wer beispielsweise Geschäfte in den Bereichen umstrittene Waffen, Tabak, Kohle, Kernkraft und militärische Verträge macht, muss draußenbleiben. Zudem orientiert sich die Auswahl an den Prinzipien des Global Compact - einem Pakt der Vereinten Nationen (UN) mit Unternehmen, um die Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten.
Im Dax 50 ESG sind von den 30 Dax-Mitgliedern mit Ausnahme von sieben Unternehmen alle dabei. Nicht enthalten sind die Energiekonzerne E.ON, RWE , der Gesundheitskonzern Fresenius, der Triebwerksbauer MTU Aero, der Autobauer Volkswagen, die Immobilienfirma Vonovia und der Zahlungsabwickler Wirecard.
Die dem Index zugrundeliegende Rangliste wird nach den Kriterien Marktkapitalisierung, Börsenumsatz und ESG-Bewertung des Anbieters Sustainalytics gebildet. Die ausgewählten Unternehmen werden alle drei Monate überprüft. Wie beim Dax gelten die Regeln Fast-Exit und Fast-Entry. Auch wenn es zu Verstößen gegen Nachhaltigkeitskriterien kommen sollte, kann ein Unternehmen ausgeschlossen werden.
In wenigen Wochen solle ein börsengehandelter Indexfonds (ETF) herauskommen, kündigte Flägel ein. Zudem liefen Gespräche, dass künftig auch ein Terminkontrakt (Future) auf den neuen Index angeboten werde.
rtr