Mit dem voraussichtlichen Einzug des Sportwagenherstellers Porsche AG in den DAX im Dezember steht der Sportartikelkonzern Puma vor dem Abstieg aus dem Leitindex. Von Wolfgang Ehrensberger und Jörg Lang
Nach Berechnungen der Investmentbank Stifel ist das DAX-Aus für Puma so gut wie besiegelt, wie Stifel- Experte Tom Koula gegenüber BÖRSE ONLINE erläuterte. Die Deutsche Börse überprüft die Indizes am 5. Dezember, umgesetzt werden die Änderungen am 15. Dezember. Der Börsengang des Autobauers Porsche AG Ende September war nicht nur einer der größten des Jahres, sondern auch sehr erfolgreich. Die Aktie notiert mittlerweile mehr als 25 Prozent über dem Emissionspreis von 82,50 Euro. Puma musste dagegen zuletzt den Abgang seines langjährigen Vorstandschefs Björn Gulden verkraften, der im Januar an die Spitze von Adidas wechselt. Der Norweger hatte Puma auf das Kerngeschäft fokussiert und zuletzt auch mit einer geschickten Preispolitik auf Kurs gehalten. Die regelmäßigen Indexänderungen sind unter anderem wichtig für Fonds, die den Index beispielsweise in Indexfonds (ETF) nachbilden. Maßgeblich für den Indexeinzug ist der durchschnittliche Marktwert des Streubesitzes an 20 Handelstagen vor dem Entscheidungstermin.
Commerzbank-Aktie: Es reicht noch nicht
Eine Außenseiterchance hatte laut Stifel-Experte Koula zuletzt noch die Commerzbank. Allerdings verpasst sie bei der Marktkapitalisierung des Streubesitzes die Voraussetzungen wohl knapp. Aber auch an einem anderen Aufstiegskriterium wäre die Commerzbank in dieser Runde wohl noch gescheitert: Ein Kandidat muss demnach zwei Geschäftsjahre in Folge einen positiven Gewinn vor Steuern erzielt haben. Das war 2020 laut Koula noch nicht der Fall. Doch im nächsten Jahr stehen die Chancen gut.
Etwas mehr Bewegung als in den DAX kommt in die Nebenwertesegmente MDAX und SDAX. So zieht voraussichtlich neben dem DAX-Absteiger Puma auch der Bioethanolhersteller Verbio (bislang SDAX) in den MDAX ein. Laut Koula müssen dafür Varta und Deutsche Wohnen weichen. Daneben ist noch eine ganze Reihe von MDAX-Konzernen abstiegsgefährdet, insbesondere TAG Immobilien, Software AG, Jungheinrich, Sixt und ProSiebenSat.1. So hat TAG Immobilien kürzlich erst die Dividende gestrichen, und die Aktie hat ihre Talfahrt fortgesetzt.
Neuzugänge im SDAX wiederum sind voraussichtlich neben Deutsche Wohnen und Varta (aus dem MDAX) auch der Telekomausrüster Adva und der Halbleiterhersteller Elmos Semiconductor. Als Absteiger gelten About You, Medios und Instone.
Porsche im DAX – VW als Alternative?
Unterdessen lohnt es sich, bei einem Porsche-Investment auch die VW-Aktie als Alternative in Betracht zu ziehen, an der der Porsche-Boom nahezu spurlos vorbeigegangen ist. VW hält weiter 75 Prozent an dem Sportwagenbauer. Der addierte Wert der Stamm- und Vorzugsaktien von VW beträgt 82 Milliarden Euro. Über 70 Milliarden sind allein schon die Porsche-Aktien wert. Damit wird das restliche VW-Geschäft (mit den Marken VW, Audi, Skoda, Seat usw.) nur mit rund zehn Milliarden Euro bewertet. Allein Audi bewerten Analysten jedoch mit 40 Milliarden Euro. Der Abschlag gegenüber dem inneren Wert könnte sich aber schon in wenigen Wochen auflösen — insbesondere wenn VW einen Teil des Porsche-Erlöses als Sonderdividende von 18 Euro je Aktie an die Aktionäre ausschüttet. Im Vorfeld sollte der VW-Kurs deutlich ansteigen. Vor allem die Vorzugsaktie hat Luft nach oben.
Dieser Text erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 48/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank, Porsche AG