von Wolfgang Ehrensberger

Bis zu diesem Wochenende haben 21 von 30 DAX-Konzernen ihre Jahreszahlen für 2015 vorgelegt. Tendenz: Erfolgreiche operative Entwicklung, befeuert durch den schwachen Euro, sowie ein vorsichtiger Ausblick auf 2016, vor allem wegen volatiler Märkte und den kaum kalkulierbaren Folgen schwacher Ölpreise. Zahlen und Einschätzungen dazu hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) in einer Studie für BÖRSE ONLINE zusammengefasst.

Demnach konnten die zu den wichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland zählenden Firmen ihren Gesamtumsatz 2015 im Schnitt um acht Prozent auf zusammen 785 Milliarden Euro steigern. Etwas überraschend ging das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) per saldo um drei Prozent auf 73,6 Milliarden Euro zurück - und das, obwohl 15 der 21 Unternehmen beim Gewinn zulegen konnten. Grund für die Ergebnisdelle war der hohe Verlust bei der Deutschen Bank von 6,1 Milliarden Euro (siehe Grafik). Der größten deutschen Bank machen die zahlreichen Rechtsrisiken und der Konzernumbau zu schaffen.

Commerzbank startet durch



Die operative Lage der DAX-Unternehmen stuft EY-Partner Thomas Harms insgesamt aber positiv ein. "Für die Mehrzahl war 2015 ein erfolgreiches Jahr. Die meisten konnten beim Umsatz zulegen, auch die Gewinnentwicklung verlief positiv." Den größten Gewinnzuwachs erzielte die Commerzbank mit 177 Prozent, den größten Einbruch die Deutsche Bank mit fast 300 Prozent. In absoluten Zahlen fuhr Daimler mit 13 Milliarden Euro Ebit den größten Gewinn ein. Beim Umsatzwachstum lag der Wohnkonzern Vonovia mit 93 Prozent vorn, BASF mit minus fünf Prozent am Ende. Umsatzstärkster Konzern ist Daimler mit 149 Milliarden Euro, gefolgt von Allianz (125 Milliarden) und Siemens (77). Haupt-Wachstumstreiber waren 2015 neben dem US-Markt mit zweistelligen Wachstumsraten auch die europäischen Kernmärkte, allen voran Großbritannien. Unterstützung kam auch von der guten Binnenkonjunktur in Deutschland.

Die schwache Entwicklung in China und vielen Schwellenländern hat den Absatz der DAX-Konzerne dagegen gebremst. Allein die deutschen Exporte in die sogenannten BRICS-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) sanken um sieben Prozent. Hart traf es dabei insbesondere die deutsche Autoindustrie, deren BRICS-Export sogar um 15 Prozent einbrach.

Nach Einschätzung von EY-Experte Harms haben sich die Perspektiven für 2016 eingetrübt. "Schwankungen bei Aktienkursen, Währungen und Rohstoffpreisen zeigen die Anfälligkeit der Weltwirtschaft." Die deutschen Konzerne hätten allerdings auch ihre Flexibilität und Effizienz verbessert. "Damit dürften sie für eine Ein-trübung der globalen Wirtschaftslage gewappnet sein." Die Öl- und Rohstoff-Risiken könnten demnach auch auf andere Bereiche wie Chemie übergreifen. Der Staatshaushalt vieler Schwellenländer hänge wiederum großenteils von Ölverkäufen und Rohstoffeinnahmen ab, was die Absatzperspektiven dort beeinträchtige. Viele DAX-Konzerne hätten auf dieses Szenario bereits mit auffallend vorsichtigen Prognosen für 2016 reagiert, so Harms.