Die Anleger im DAX haben am Freitag Vorsicht walten lassen. Zu Beginn fiel der Leitindex unter die psychologisch wichtige Marke von 15.000 Punkten. Im Tagesverlauf dämmte er seine Verluste aber merklich ein. An der 200-Tage-Durchschnittslinie für den längerfristigen Trend hatten dann die ersten Schnäppchenjäger zugegriffen und damit die Wende eingeläutet. Dennoch sei noch keine echte Trendumkehr zu erkennen, schrieb Marktbeobachter Andreas Lipkow von Comdirect. "Die Gesamtsituation bleibt fragil."

Die Anleger seien weiterhin sehr nervös und nutzten die Kursschwäche nur für sehr ausgewählte Käufe, merkte der Marktbeobachter an. Auch seien viele spekulativ eingestellte Investoren unterwegs, die vor dem Wochenende ihre Positionen schlössen. Rückenwind kam zuletzt von der Wall Street:Die jüngsten Kursverluste riefen Schnäppchenjäger auf den Plan. Der US-Standardwerteindex Dow Jones stieg zur Eröffnung um bis zu 0,8 Prozent.

Alternativen zu Aktien seien weiterhin rar gesät, sagte Rick Meckler, Partner beim Vermögensverwalter Cherry Lane. "Es gibt immer noch eine gute Unterstützung von Käufern, daher glaube ich nicht, dass der Markt seine Fähigkeit zu Kursrallys nach Rücksetzern eingebüßt hat.

Auf Unternehmensseite standen hierzulande die Autowerte im Fokus der Anleger. Der Stuttgarter Hersteller Daimler gab auf der außerordentlichen Hauptversammlung Details zu IPO seiner LKW-Sparte bekannt. Im Dezember soll Daimler Trucks an die Börse gehen, 2023 erstmals eine Dividende ausschütten. Der Münchener Konkurrent BMW hob indes die Jahresprognose an. Die operative Marge - bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern - im Automobil-Segment soll demnach nun bei 9,5 bis 1,5 Prozent liegen. Zuvor hatte sich BMW nur sieben bis neun Prozent zugetraut. Die Prognose-Anhebung durch den Autobauer komme zwar nicht überraschend, sagte ein Börsianer. Die neuen Ziele lägen aber über den Erwartungen.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


Merck: Corona-Mittel halbiert Risiko für sehr schwere Verläufe
Ein neues Corona-Medikament des US-Pharmakonzerns Merck reduziert bei Risiko-Patienten einer klinischen Studie zufolge deutlich die Wahrscheinlichkeit sehr schwerer Verläufe. Man wolle sich so schnell wie möglich um den Einsatz in den USA bemühen und auch entsprechende Anträge bei Behörden weltweit stellen, teilte der auch unter dem Namen MSD bekannte Konzern am Freitag mit. Die Arznei wird als Pille verabreicht.

Erfolg beim Umbau: Leoni wird Sparte los - Aktien gefragt
Der angeschlagene Bordnetzspezialist Leoni kommt bei seinem Umbau weiter voran. So wurde ein Abnehmer für eine seit einiger Zeit zum Verkauf stehende Einheit gefunden. Das Unternehmen habe eine bindende Vereinbarung mit dem US-Konzern Bizlink über den Verkauf der Einheit Industrial Solutions unterzeichnet, teilte Leoni am Freitag in Nürnberg mit. Die Transaktion soll Anfang 2022 abgeschlossen sein. In der Nacht hatte das Unternehmen bereits angekündigt, kurz vor einer Vereinbarung zu stehen. Die zuletzt unter Druck stehende Aktie des Autozulieferers legte in einem schwachen Umfeld deutlich zu.

ProSiebenSat.1 verkauft Internet-Sexshop Amorelie
Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 verkauft seinen Online-Sexshop Amorelie an die niederländische EQOM-Gruppe, die zu den führenden Unternehmen der Branche in Europa gehört. EQOM-Chef Eric Idema sagte am Freitag: "Gemeinsam können wir nun weiter wachsen." Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

EU macht steigende Energiepreise zur Chefsache - Sorge vor Gasengpass
Die Preisexplosion auf den Energiemärkten in Europa ruft die Politik auf den Plan. Frankreich kündigte eine Deckelung der Tarife für Gas und Strom über die Wintermonate hinweg an. Die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten wollen das Thema bei einem Gipfel am 21. und 22. Oktober besprechen. Ratspräsident Charles Michel habe den Punkt angesichts des dramatischen Preisanstiegs auf die Agenda gesetzt, hatte ein Sprecher des Europäischen Rates am Donnerstagabend mitgeteilt. Mitgliedstaaten wie Spanien fordern ein gemeinsames Vorgehen auf EU-Ebene, um den Anstieg zu dämpfen.

rtr/dpa-AFX/fh