Vor größeren Käufen schreckten Investoren allerdings zurück. Grund sei die wieder aufflackernde Coronavirus-Pandemie, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. "Der Optimismus der vergangenen Wochen weicht Zweifeln, wie robust die wirtschaftliche Erholung ist." Dax und EuroStoxx50 lagen am frühen Nachmittag jeweils kaum verändert bei 15.550 beziehungsweise 4115 Punkten.
Bislang haben dem Datenanbieter Refinitiv zufolge zwei Drittel aller europäischen Firmen die Gewinnerwartungen übertroffen. Auf dieser Basis trauen die Experten des Research-Hauses BCA den Börsen weitere Kursgewinne zu. Vor allem konjunkturabhängige Werte seien immer noch vergleichsweise günstig.
BMW-AUSBLICK ENTTÄUSCHT ANLEGER - SOCGEN IM AUFWIND
Allerdings lieferte die Bilanzsaison neben Licht auch Schatten. So legte BMW zwar ein Quartalsergebnis über Markterwartungen vor. Wegen des allgemeinen Chip-Mangels sei eine Wiederholung dieses Spitzenergebnisses im weiteren Jahresverlauf aber unwahrscheinlich, kommentierte NordLB-Analyst Frank Schwope. BMW-Aktien waren mit einem Minus von gut vier Prozent Schlusslicht im Dax.
Die Titel des Konkurrenten Stellantis gewannen dagegen in Mailand vier Prozent. Umsatz und Gewinn der Opel-Mutter hätten die Prognosen übertroffen, sagte Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies. Gleiches gelte für den angehobenen Ausblick.
Auch Societe Generale (SocGen) blickt optimistischer auf die kommenden Monate. Die Sanierung des Investmentbanking sei auf einem guten Weg und auch das Privatkundengeschäft des drittgrößten französischen Geldhauses habe positiv überrascht, schrieben die Analysten der Bank JPMorgan Cazenove. SocGen-Titel steuerten mit einem Plus von bis zu 7,5 Prozent auf den größten Tagesgewinn des Jahres zu.
In London zählte Standard Chartered (StanChart) zu den Favoriten. Die auf Schwellenländer ausgerichtete Bank habe mit ihren Geschäftszahlen positiv überrascht, konstatierte Analyst Ian Gordon vom Vermögensverwalter Investec. Sie sei deutlich unterbewertet. Daher könnte mit weiteren Aktienrückkäufen gerechnet werden. StanChart-Aktien rückten knapp drei Prozent vor.
FURCHT VOR NEUEM REGULIERUNGSDRUCK IN CHINA
Unterdessen verschreckte die Bezeichnung von Videospielen als "spirituelles Opium" in einem chinesischen Staatsmedium einige Investoren. Sie befürchteten eine schärfere Regulierung durch die dortigen Behörden, die zuletzt bereits bei anderen Technologie-Unternehmen die Daumenschrauben angezogen haben.
Dies brockte Prosus in Amsterdam einen Kursrutsch von fast sechs Prozent ein. Der Technologie-Investor ist Großaktionär des chinesischen Internet-Konzerns Tencent dessen Aktien in Hongkong um gut sechs Prozent einbrachen. Aus den Depots flogen auch europäische Videospiele-Anbieter wie Ubisoft ("Assassin's Creed") oder Rovio ("Angry Birds"). Ihre Papiere verbilligten sich um bis zu fünf Prozent. Die Titel der Konkurrenten Activision Blizzard ("Candy Crush") und Electronic Arts ("Fifa22") gaben im vorbörslichen US-Geschäft bis zu zwei Prozent nach.
rtr