"Die Federal Reserve hat es heute in der Hand, ob es zu einer Fortsetzung der Rekord-Rally kommt oder die Aktienmärkte erneut einen Rücksetzer hinnehmen müssen", konstatierte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. Dax und EuroStoxx50 notierten am frühen Mittwochnachmittag jeweils knapp im Minus bei 14.557 beziehungsweise 3844 Punkten. Der US-Standardwerteindex Dow Jones kam zur Eröffnung der Wall Street ebenfalls kaum vom Fleck.

Entscheidend sei, wie sich Fed-Chef Jerome Powell zum Thema steigende Anleihe-Renditen und Inflation äußern werde, führte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets aus. "Er dürfte den Versuch unternehmen, die jüngsten Zinsanstiege zwar als Zeichen der Normalisierung zu begrüßen, gleichzeitig aber signalisieren, dass eine ungebremste Fortsetzung der Aufwärtsdynamik nicht im Interesse der Notenbank liegt. An der Reaktion der Anleihe- und Aktienmärkte wird man dann ablesen können, ob die Verbalakrobatik des Fed-Chefs funktioniert hat oder nicht."

Wenige Stunden vor der geplanten Pressekonferenz von Powell stieg die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen US-Bonds auf ein 13-Monats-Hoch von plus 1,676 Prozent. Die der deutschen Pendants zog auf minus 0,291 Prozent an. Steigende Anleihe-Renditen bedeuten höhere Finanzierungskosten für Staaten und Unternehmen.

ÖLPREIS ERNEUT AUF TALFAHRT


Unterdessen ging es mit dem Ölpreis erneut abwärts. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um ein Prozent auf 67,70 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Aussetzung der Corona-Impfungen mit dem Serum von Astrazeneca wegen möglicher Nebenwirkungen in mehreren europäischen Staaten sei für eine Erholung der dortigen Wirtschaft und der Ölnachfrage nicht hilfreich, kommentierte Analyst Stephen Brennock vom Brokerhaus PVM Oil Associates.

Auf die Stimmung drücke außerdem der zurückhaltende Ausblick der Internationalen Energieagentur (IEA), sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses Avatrade. Trotz der erwarteten Normalisierung der Weltwirtschaft nach Überwindung der Pandemie bezweifelt die IEA, dass es zu einem weiteren größeren Preisanstieg kommen wird. Die Lagerbestände seien immer noch überdurchschnittlich hoch.

BMW UND VOLKSWAGEN FORDERN TESLA HERAUS


Bei den Aktienwerten standen die Fahrzeughersteller im Rampenlicht. BMW und Volkswagen wollen das Angebot an Elektroautos zügig ausbauen. "Es ist interessant zu sehen, dass VW und BMW mit Macht zurückkommen", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Das ist eine klare Kampfansage an eine gewisse Tesla-Aktie." Die Papiere des Elektroauto-Pioniers büßten im vorbörslichen US-Geschäft drei Prozent ein. Die Titel von BMW stiegen dagegen um bis zu 5,5 Prozent auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 84,89 Euro. VW-Papiere gewannen zeitweise sieben Prozent und waren mit 222,30 Euro so teuer wie zuletzt vor knapp sechs Jahren.

In Wien steuerten die Aktien von Verbund dagegen mit einem Kursminus von bis zu neun Prozent auf den größten Tagesverlust seit zehn Monaten zu. Der österreichische Versorger steigerte zwar seinen Überschuss 2020, warnte wegen gefallener Strompreise aber vor einem Gewinnrückgang im laufenden Jahr. Selbst die angehobene Ausschüttung könne die Stimmung der Anleger nicht aufhellen, stellten die Analysten der Bank Credit Suisse fest. Die Dividendenrendite bleibe eine der geringsten der Branche.

rtr