Die Wiederaufnahme direkter Verhandlungen zur Beilegung des Handelskonflikts der beiden weltweit größten Volkswirtschaften sei ein positives Signal, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Dennoch empfehle ich allen Anlegern, vorsichtig zu sein und einen Handelsdeal erst zu feiern, wenn er auch tatsächlich steht."
Zuletzt hatten Spekulationen auf neue Konjunkturhilfen der Europäischen Zentralbank die Kurse angeschoben. Investoren taxieren die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB den Zins für Einlagen bei der Notenbank auf minus 0,5 von minus 0,4 Prozent senken wird, auf etwa 50 Prozent. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank rechnet jedoch erst für September mit einem solchen Schritt. Im Dezember könnte die EZB noch einmal nachlegen. "Hinweise darauf dürften jedoch bereits morgen zu hören sein." Vor diesem Hintergrund fiel der Euro auf 1,1145 Dollar und notierte damit nur noch knapp über seinem Zwei-Jahres-Tief vom Mai.
DEAL OR NO DEAL? - BREXIT-DRAMA GEHT IN NÄCHSTE RUNDE
Das Pfund Sterling hielt sich mit 1,2502 Dollar ebenfalls nur knapp über seinen jüngsten Tiefständen. Zwar setzten Anleger darauf, dass das britische Unterhaus auch unter dem neuen Premierminister Boris Johnson einen ungeregelten Brexit am 31. Oktober verhindern werde, sagte BayernLB-Analyst Wolfgang Kiener. Neuwahlen wären aber sicher die Folge. "Deren Ausgang ist erstens schwer vorhersagbar und würde zweitens wohl von einer erneuten Brexit-Fristverlängerung im Einvernehmen mit der EU begleitet werden." Dieses Szenario signalisierten auch die Kurse an den Terminmärkten, sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen.
MILLIARDENVERLUSTE BEI DEUTSCHE BANK UND DAIMLER
Am deutschen Aktienmarkt gehörte die Deutsche Bank mit einem Kursminus von 3,4 Prozent zu den großen Verlierern. Der Verlust sei mit 3,2 Milliarden Euro größer ausgefallen als erwartet, schrieb Analystin Anke Reingen von der Investmentbank RBC Capital Markets. Die Zahlen illustrierten, dass der Handlungsdruck groß und der Weg zu einer erfolgreichen Sanierung lang sei.
Daimler schrieb zwar unter anderem wegen der Belastungen rund um den Abgasskandal ebenfalls tiefrote Zahlen. Die Aktien des Autobauers legten dennoch drei Prozent zu. "Der neue Vorstand hat jetzt alle Verluste in die Bilanz gepackt, nachdem der alte seinen Hut genommen hat", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Damit habe die Aktie die Talsohle durchschritten.
Am Mittag rückte zudem Thyssenkrupp ins Rampenlicht. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge hat Thyssen Offerten für die Aufzugssparte sowie den Bereich Components erhalten. "Das ist insgesamt nichts Neues, aber dennoch positiv", sagte ein Händler. Thyssen wollte sich zu diesem Thema nicht äußern. Die Titel überwanden dennoch ihre Anfangsschwäche und gewannen bis zu fünf Prozent.
rtr